Das entwendete Meisterwerk. Bilder als Zeitmaschinen: Kunst und Metakunst
Es sei nur „ein Parcours von vielen möglichen“, heißt es im begleitenden Reader zur ersten Ausstellung der Gemäldegalerie unter der Leitung von Sabine Folie. Man könnte das als Andeutung verstehen, die Orchestrierung einer Sammlung und Auswahl von Einzelwerken zur Schaustellung – die kuratorische Praxis – sei für eine Ausstellung entscheidender als die Kunst selbst. Anders gesagt, der Schnitt mache den Film. Es liest sich aus dem Ausspruch aber auch die Tendenz zur Beleuchtung der Metaebenen, die eine der durchgehenden Charakteristika der Kunst des 20. und 21.Jh. gewesen ist und weiter bleibt.
In zehn thematisch geordneten Sälen, in denen „Alte Meister“ – darunter ein großer Anteil niederländischer Malerei des 17.Jh. – „zeitgenössischen“ Werken gegenübergestellt sind, wird eben dieser Ansatz verfolgt, beginnend mit einem Saal, der ihn wörtlich nimmt und die Malerei an sich zum Thema hat. Dem twist illusionistischer Tafelbilder von historischen Malutensilien wird hier durch ein aus Gips gegossenes Maltuch (Lili Dujourie, Mille et une nuits, 1993) noch einer draufgesetzt.
In den folgenden Sälen werden weitere Genres (der Malerei) zum Gegenstand, darunter das Seestück, der Akt, Stillleben von Bouquets und Milieudarstellungen, aber auch das Portrait und die Darstellung der Frau (früher: Madonnenbilder). Zugute kommt die ungleiche Nachbarschaft vor allem den älteren Werken – nicht immer wird den Wolken, Wellen und Segeln der Seestücke solch große Aufmerksamkeit wie hier zuteil. Erfrischend aber auch der Verzicht auf erläuternde Wandtexte, die ihren Informationsgehalt allzu oft aus der Beschneidung des Facettenreichtums einer Kunst wie der von Marcel Broodthaers (die natürlich wie die Faust aufs Auge passt) ziehen würde.
Dem Dialog zwischen den Werken, aber auch ihrer Selbstbehauptung wird alle Freiheit gewährt – und eine zurückhaltende Didaktik gepflegt. Der Anspruch, der so an das Publikum gestellt wird, verleiht diesem Größe. Der Parcours ist gegeben, beschreiten muss man ihn selbst.
08.04.2022 - 29.01.2023
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