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Mauerfall II - Ungarische Malerei in den 80er Jahren: Kunst des Widerstands

Obwohl auf dem Papier als Schau ungarischer Kunst der 80er und 90er Jahre konzipiert, steht die Ausstellung Mauerfall II jetzt natürlich unter dem Schatten des Krieges und den mehr als verhärteten Fronten zwischen Ost und West.

Die Wirkung der Werke muss zu Entstehungszeiten skandalös gewesen sein – war der staatlichen Zensur doch lange nur ein prüder, für die Massen vorgekochter und ideologisch aufgebauschter Realismus entgangen. Ganz anders die abstrakten Malereien, die in Ungarn (und nur in Ungarn) in den letzten Jahrzehnten vor dem Zusammenbruch der Sowjetstaaten möglich wurden. Sie orientierten sich deutlich an der Kunst des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts – allen voran des Konstruktivismus – und rezipierten gleichzeitig die zeitgenössischen Tendenzen der Kunst im Westen. Es traf also der Wille zur intellektuellen und objektiven Kunst (Moderne) auf den Willen zur Befreiung vom Dogmatismus, wie er auch der modernen Kunst vorgeworfen wurde.

Aufgelöst werden konnte dieser Widerspruch nicht, und auch die Befreiung aus den Zwängen des Sozialismus war nicht gänzlich möglich. Das wird schon am Zustand der Arbeiten deutlich, die trotz Restauration brüchig und verzogen sind – eine Folge der eingeschränkten Verfügbarkeit von Materialien (was selbst der Farbpalette Grenzen setzte) und von Armut (das Herzeigen von Letzterem, genauso wie die schroffe Faktur der Bilder: ein Akt der Selbstbehauptung gegen das konformistische System). Aber auch die Formensprache selbst: als Abstraktion zwar deutlich genug, darüber hinaus aber kryptisch, wirkt sie heute fast rückständig. Allein ihr Alter und Entstehungskontext machen die Bilder zu Originalen und Monumenten des Widerstands. Nicht nur im Ausland weitgehend unbekannt sind es Meilensteine, die die Galerie Knoll in intimem Rahmen zeigt.

Mehr Texte von Victor Cos Ortega

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Mauerfall II - Ungarische Malerei in den 80er Jahren
09.02 - 30.04.2022

Knoll Galerie Wien
1060 Wien, Gumpendorfer Straße 18
Tel: +43 1 587 50 52, Fax: +43 1 587 59 66
Email: office@knollgalerie.at
http://www.knollgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18, Sa 13-15h


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