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David Hockney: „Ich lebe lieber in Farbe“

Er ist wohl einer der sympathischen Titanen der zeitgenössischen Malerei. Mit seinem Pinsel, dem Ipad und seinen strahlenden Farben erreicht er ein breit gestreutes Publikum. So erzielte sein Bild „Portrait of an Artist (Pool with two Figures 1972)“ 2018 den damals höchsten Preis für ein Kunstwerk eines lebenden Künstlers bei einer Auktion.[1]

Die Rede ist von dem britischen Maler David Hockney, dem derzeit eine große Personale im Kunstforum Bank Austria gewidmet ist. Hockney, der in Großbritannien schon in jungen Jahren als exzentrischer wie genauer Beobachter galt, ist nun erstmals in Österreich zu sehen und glänzt im Kunstforum Wien mit Werken aus der Tate Gallery und aus internationalen Sammlungen.

Die Schau beginnt mit sonnendurchfluteten Darstellungen von jungen Männern am Pool wobei die Wiedergabe der Wasseroberfläche variiert. Es sind nackte Männerkörper die sich aus dem Wasser hieven oder unter die sich kräuselnde Oberfläche tauchen. Es ist der ewige Sommer von Los Angeles, die allgegenwärtige Präsenz von Wasser, das freie Spiel der Sexualität, die Hockney hier faszinieren. Der Künstler kam nach seiner künstlerischen Ausbildung in Bradford und am Royal College of Art in London, 1964 nach Los Angeles und erlebte dort eine Offenbarung. Hockney fühlte sich als bekennender Homosexueller befreit und genoss das Licht des Südens. In Folge unterhielt er auch ein Atelier in Los Angeles. Diese Pool- und Shower-Bilder entstanden zwischen den 1960er und 1980er Jahren.

Neben diesen Arbeiten zeigt die Ausstellung Landschaften und Porträts, wie etwa das große Doppelporträt „Mr. and Mrs. Clark and Percy“ von 1970 bis 71. Vor einer sich öffnenden Balkontür sitzt lasziv im Flechtstuhl Mr. Percy mit Zigarette in der Hand und Katze am Schoß. Neben ihm steht Mrs. Celia Clark, die noch häufiger als Modell in der Ausstellung vorkommt. Mr. Clark lümmelt auf seinem Stuhl und blickt gelangweilt zum Porträtisten. Mrs. Clark steht in bodenlanger Robe vor der lichtdurchfluteten Balkontür. Damit dreht Hockney die bisherige Kunstgeschichte um, in der der Mann meist stehend und die Frau sitzend dargestellt wird. In diesem Fall geht die Stärke eindeutig von Mrs. Clark aus, die im realen Leben als Modeschöpferin erfolgreich war. Hockney, dem die Hochzeitsbilder der Renaissance durchaus vertraut waren, spielt mit Genres und Sujets und deren Interpretationen. Im Porträt seiner Eltern sitzen zwar Beide, doch schreibt sich der Künstler in den Spiegel ein und knüpft damit an die kunsthistorische Tradition eines van Eyck an, der dem Spiegel im Bild der der Arnolfini-Hochzeit eine wichtige Rolle verleiht.

Neben den Landschaftsbildern sind auch simultan abgespielte Videos auf einer großen Monitorwand zu sehen, die wogendende Gräser im Wind zeigen, sowie eine Reihe von iPad-Bildern von Holzstößen in Grün- Gelbtönen und Baumstümpfen mit einer violetten Maserung. Die Darstellung ist von intensiver Frische und Kraft und scheint den Frühling einzufangen.

2004 ging Hockney nach Bridlington in Yorkshire, da seine Eltern älter wurden und er Ihnen nahe sein wollte. 2008 bezog er dort auch ein Atelier. Und er arbeitete wie viele alte Meister mit Staffelei und Palette in Freien: plein air.

2011 begann er am Ipad Stimmungen am Morgen einzufangen. Hockney, immer an neuen Medien interessiert, ließ sich von Experten in die Technik einführen und begann sehr farbenprächtigen Landschaftsbilder zu malen. Er schickte seine Produkte auch per e-mail seinen Freuden weiter und erwies sich dabei als polyglotter kommunikativer Künstler der am Puls der Zeit lebt.

In der Ausstellung Hockneys, der dieses Jahr seinen 85. Geburtstag feiert, sind auch Arbeiten aus den 80er und 90er Jahren zu sehen, die abstrakt und kubistisch anmutende Versuche in der Malerei verhandeln. Wenn man weiß, dass Hockney 2019 in die Normandie ging und dort die Landschaft nochmals befragte, so erscheinen diese älteren Arbeiten wie aus einer Findungsphase.

Zu erwähnen sind auch die Radierungszyklen und Lithografien wie „A Rake‘s Progress“, die Hockneys Erfahrungen im New York der sechziger Jahre enthalten. Und die „Illustrations for Fourteen Poems from C.P.Cavafy, 1966“, die sich mit homoerotischen Darstellungen beschäftigen. Letztere waren in ihrer Intimität und Selbstverständlichkeit in den 60er Jahren neu.

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[1] Diesen Rekord von 90,3 Mio USD hielt D. Hockney bis 2019.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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David Hockney
10.02 - 19.06.2022

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