Ana Loureiro, Verena Tscherner - Stages of transcendence: Lass mich durch deine Augen schauen und ich zeig dir was ich seh
Es gelingt den beiden Künstlerinnen Ana Loureiro (geb. 1991 in Portugal) und Verena Tscherner (geboren in Tirol) mit wenigen Mitteln eine von Intimität getragene Erfahrung der Flüchtigkeit und Relativität von Wahrnehmung zu erzeugen.
Dabei kann man vor einem interaktiven Bildschirm unter das strömende Wasser einer virtuellen Duschbrause treten; oder die Schrecken eines dunklen Flurs auf dem nächtlichen Weg zum Klo nachfühlen.
Intensiver wird diese Form der Konfrontation mit gleichsam physisch- wie psychischen Erinnerungen im zweiten, mit Teppich ausgelegten Raum: an allen vier Wänden hängen hier 3-D-gerenderte Darstellungen eines Kinderzimmers, dessen stereotype Ausstattung - Teddybären und Spielzeug auf dem Boden, Schreibtisch, Hochbett, Fenster, Schrank - an kollektive Erinnerungen andockt. Die Animationen stoßen ob ihrer Leblosigkeit und Lückenhaftigkeit dennoch fremd und unwirklich auf. Sie doppeln die Verzerrung von Realität in der Erinnerung ebenso wie im Kindesalter. Loureiro entwarf die Bilder nach der Worten Tscherners, die, angeleitet von Fragen, einen für sie persönlich bedeutenden Raum beschreiben sollte - ein zweites verzerrendes Moment. Das Spiel mit der Perspektive funktioniert auch in der Auswahl der Ausschnitte des Renderings, die verschiedene Standpunkte annehmen und das Wachsen des Kindes mitmachen. Der konstruierte und durchaus berührende Illusionismus der Installation wird von einem wichtigen Strukturelement gebrochen: der Präsentation einiger Requisiten auf Podesten. Das kann als Inkonsequenz und "Sockelproblem" (miss)verstanden werden und wirkt deplatziert, ist tatsächlich aber die letzte Instanz der Verschiebung von Wirklichkeitsebenen.
Die Ausstellung ist bis zum 15.10. noch eine weitere Woche nach Terminvereinbarung zu sehen.
02 - 15.10.2021
Fabrikraum
1150 Wien, Johnstraße 25-27
Email: hello@fabrikraum.org
http://www.fabrikraum.org
Öffnungszeiten: Do-Sa 15-19 h