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Be my Guest

In der Kunst der Diplomatie gilt eine gut ausbalancierte Einladungspolitik als wichtige Voraussetzung für den Aufbau und die erfolgreiche Fortführung von Beziehungen. Nicht anders ist es in der Kunst. Gerade für Galerien sind internationale Kooperationen wichtig, wie etwa der Erfolg curated by in Wien nun im dreizehnten Jahr beweist.

In München haben sich Galerien vor vier Jahren zu einem Verein zusammengetan, um den Austausch mit Kolleg:innen zu forcieren und um die „Außenwahrnehmung Münchens als Kunststandort“ zu stärken. 28 Programmpartner sind es insgesamt, 14 Galerien, drei Offspaces und Institutionen wie das Haus der Kunst, die Sammlung Goetz und das Museum Brandhorst.

Sie alle verfolgen das Ziel, die Stadt München wieder konkurrenzfähig gegenüber Galeriestandorten in Köln oder Berlin zu machen. Das soll eben über Kooperationen von in München ansässigen und internationalen Galerien geschehen. Eigentlich ist der internationale Austausch das tägliche Geschäft von Galerien und läuft über gemeinsam gezeigte Künstler:innen und Kooperationen mit Ausstellungshäusern. Was Various Others besonders macht, sind die vielen am Eröffnungs-Wochenende anwesenden Austausch-Galerist:innen und die Sonderprogramme der großen Kunstinstitutionen. Mit dieser Kombination kommt auch immer mehr internationales Publikum nach München, auch wenn das pandemiebedingt noch Luft nach oben ist.

Aus Wien wurden drei Galerien und ein Kollektiv eingeladen, eine gemeinschaftliche Ausstellung zu organisieren. Laura Windhager von Gianni Manhattan hat Zsófia Keresztes mit ihren Mosaik-Skulpturen mitgebracht. Für die 1985 in Budapest geborene Künstlerin stehen die harten aber an Organisches erinnernden Formen für unsere Vernetzungen und Verknüpfungen in die virtuelle Sphäre. Die fröhlich-pastellige Farbgebung soll aber nicht die vielen Fallstricke und Abgründe vergessen machen, mit denen unsere zunehmende Digitalisierung verbunden ist. Nir Altmann hat sich gleich zwei Galerien in seinen neuen Ausstellungsraum geholt. Crèvecœur aus Paris und Sophie Tappeiner, die Anna Schachinger, eine junge Wiener Malerin in München vorstellt. Julian Göthe, bekannt für seine ausufernden Interieurs die der 1966 geborene Professor für Objektbildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien inszeniert, hat bei Deborah Schamoni einen Raum des kleinen Galeriehauses gestaltet. Im Garten steht eine gemeinsam mit der Charim Galerie produzierte neue Skulptur, die ein wenig an Origami erinnert, aber auch Ideen einer technoiden Sonde aus dem All evoziert – oder handelt es sich dabei um eine Figur aus einem gigantischen Schachspiel? Eine Sonderstellung nimmt die Kooperation zwischen dem Kunstraum München und dem Wiener Kollektiv 12-14 Contemporary ein. Traumatische Erlebnisse sind in unserer von Kriegen und Katastrophen gezeichneten Zeit beinahe allgegenwärtig. Die Kuratorinnen Denise Parizek, Benita Meißner und Nina Holm haben für den Kunstraum eine Ausstellung zum Thema Trauma konzipiert, die schließlich so viele Positionen umfasste, dass sie nun neben dem Kunstraum noch im Ausstellungsraum der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst gezeigt wird.

Various Others bringt insgesamt Galerien aus neun Ländern nach München. Lokale Kunstsammlerinnen und Kunstsammler haben das Format bisher gut angenommen, die visuelle Präsenz des Festivals in der Stadt München ist aber jedenfalls ausbaufähig. Mehr Budget würde dem Festival also gut tun, egal ob das so wie beim Gallery Weekend Berlin von den Galerien selbst oder so wie in Wien aus dem Kulturbudget der Stadt kommt. Aber bei Kooperationen geht es ja darum, von einander zu lernen und dass jeder Partner und jede Partnerin das Beste für sich herausholt.

Die Ausstellungen laufen noch bis mindestens 9. Oktober
Alle Informationen auf der Website variousothers.com

Mehr Texte von Werner Remm

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