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Substanz ohne Bling

Kein Bling, kein Limousinen-Service für VIPs, kein exklusives Dinner an exotischem Ort. Stattdessen: Inhalte. Was in Berlin nur schwer vorstellbar scheint, ist in der Wiener Kunstszene eingeübte Praxis. Immerhin schon im dreizehnten Jahr zeigt die österreichische Hauptstadt, wie ein Galerienformat auch aussehen kann. curated by nennt sich nicht einmal dringlichkeitsheischend Galeriewochenende, weil die Ausstellungen schließlich eine ganz normale Laufzeit von vier bis zwölf Wochen haben - wie anderswo übrigens ebenfalls.

Der bedeutendste Unterschied zu allen vergleichbaren Veranstaltungen ist jedoch nicht formaler, sondern inhaltlicher Natur. Die Zahl der Teilnehmer variiert, je nach Höhe der öffentlichen Förderung, doch das Prinzip ist immer gleich: Im Rahmen eines Oberthemas erhalten Externe die Kuratierungshoheit über Galerieräume und Künstlerauswahl. Dieses Jahr lautet die Aufgabenstellung „Comedy“.

24 Kuratoren und -teams bespielen ebenso viele Galerien mit über 180 künstlerischen Positionen. Darunter sind etablierte und junge Kuratoren wie Andrea Bellini (bei Christine König), Zdenek Felix (bei Meyer Kainer) oder Lisa Long (Sophie Tappeiner), aber auch Theoretiker wie Jörg Heiser und Sarah Khan (Gabriele Senn).

In der Galerie Nächst St. Stephan lässt Martin Germann den chinesischen Künstler Zhang Peili in einer geradezu retrospektiven Ausstellung unter anderem fast sämtliche Teile und Organe des menschlichen Körpers in Marmor auf dem Boden ausbreiten. Das unter Pseudonym auftretende Kollektiv Studio for Propositional Cinema beschäftigt sich bei Layr mit Fragen um den Begriff der Autorschaft, ausgehend von einer zurückgezogenen Skulptur des Arte Povera-Künstlers Emilio Prini, dessen Spätwerk zunehmend darin bestand, in kurzen Nachrichten seine Teilnahme an Ausstellungen zu bestätigen, ohne ein physisches Werk beizusteuern. Auch die gezeigten Werke von Brassaï oder Charlotte Posenenske sind nur bedingt im Marktzusammenhang verwertbar.

Möglich macht diese ambitionierten Ausstellungen eine öffentliche Förderung, die neuerdings im denkbar demokratischsten Prozess verteilt wird. Der neu aufgestellte Verein von curated by ermöglicht sämtlichen Galerien, die je teilgenommen haben, ihre (aktuell) 24 Favoriten auszuwählen. Die Projekte mit den meisten Stimmen, sind dabei.

Alle Ausstellungen unter: curatedby.at

Mehr Texte von Stefan Kobel

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