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viennacontemporary: Ein Achtungserfolg

Sechs Wochen können sehr kurz sein. Vor allem, wenn man in dieser Zeit eine Kunstmesse zu organisieren und zu realisieren hat. Der Viennacontemporary ist dieses Kunststück gelungen, weitgehend. Boris Ondreička, der neue künstlerische Leiter, ist in und mit der Kunstszene Osteuropas aufgewachsen und dort wie in Wien gut vernetzt. Gut zwei Dutzend Galerien aus der Region konnte er vom Konzept der diesjährigen Rumpfausgabe überzeugen, inklusive einiger Kollegen aus Restösterreich, denn Wiener können nicht teilnehmen. Das passt nicht ins aktuelle Konzept, das den angestammten Fokus auf die CEE-Region wieder in den Fokus rückt.

„Wir hatten sechs Wochen Zeit, um hier alles auf die Beine zu stellen, von der Akquise bis zur Architektur“, erklärt Ondreička. „Als man mir die Möglichkeit bot, langfristig an diesem Projekt hier mitzuarbeiten, wusste ich, was mich erwartet, weil ich viele der Beteiligten schon lange kenne und ich an der Ausweitung des Netzwerks mitwirken möchte. Und wir möchten das ökonomische Modell von Künstlern und Galerien revitalisieren.“

Das Modell der Messe bedarf allerdings auch einer Reform, spätestens seit der Betreiber der Marxhalle mit der Spark Art Fair eine Konkurrenzveranstaltung auf die Bein gestellt hat. „Wir haben einen 3 Jahres-Plan, wie wir finanziell besser aufgestellt sein können und das existierende Format ausweiten können, mit dem CEE-Fokus und Pop Up-Locations in Osteruropa“, so Dmitry Aksenov, der Eigentümer der VC. „Dadurch wollen wir unsere Alleinstellungsmerkmal stärken. Wir haben dabei den internationalen Markt im Auge.“

Gelingen soll das durch die Umwandlung der kommerziellen Messe in eine Non Profit-Organisation, mit der man andere Partner und Institutionen mit ins Boot holen kann – und öffentliche Fördergelder erhalten. Das Konzept ist so gewagt wie innovativ. Eine Kooperation gibt es immerhin schon, mit der Hasso Plattner-Stiftung , die das alte Postgebäude im Ersten Bezirk zur Verfügung gestellt hat und das zukünftig auch kulturell genutzt werden soll.

Noch ist es eine Baustelle. Trotz 900 Quadratmetern eigens verlegtem Fußboden und professionellen Messewänden, durch die die kleine Veranstaltung deutlich professioneller wirkt als die Parallel, die hier vor einigen Jahren ebenfalls gastierte.

Das reduzierte Angebot punktet vor allem mit konzeptuellen Arbeiten, wie es für Kunst aus dem Osten und Südosten Europas nicht ungewohnt ist. Und obwohl die Besucherzahl erwartungsgemäß und coronabedingt sehr begrenzt ist, scheint der wirtschaftliche Erfolg die Macher durchaus zu bestätigen. Der Stand der Galerija Fotografija aus Ljubljana etwa war zur Vernissage praktisch ausverkauft. Auch die Salzburger Elektrohalle Rhomberg konnte gleich zu Beginn zwei großformatige Gemälde von Haruko Maeda zu fünfstelligen Preisen verkaufen. Bei der Karpuchina Gallery aus Prag lichtete sich im Laufe des Tages die Kojenwand mit wild übereinander gehängten Gemälden der Galeriekünstler deutlich.

Als Interimslösung ist die VC heuer durchaus ein Achtungserfolg. Allerdings muss ein überzeugendes Konzept her, will die Messe zukünftig bestehen und wieder als Aushängeschild des Kunstmarktplatzes Wien gelten.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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viennacontemporary
02 - 05.09.2021

Alte Post
1010 Wien, Postgasse 10
https://www.viennacontemporary.at
Öffnungszeiten: 13-19 h
Vorreservierung nötig


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