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Kulturell, konzeptuell, digital

Die Wiener Galerien Croy Nielsen und Layr haben 2021 die digitale Plattform CNL gegründet.

artmagazine: Welche Chancen eröffnen NFTs Künstlern einerseits und dem Kunstmarkt andererseits?

Henrikke Nielsen, Oliver Croy & Emanuel Layr: NFTs sind technisch gesehen nichts anderes als Daten, die auf einem öffentlich einsehbaren und dezentralisierten Protokoll gespeichert sind. Das eröffnet unzählige Möglichkeiten. Gerade im Kunstmarkt ist die Frage nach Authentizität ein immer präsentes Thema, (wie auch bei unserem ersten Projekt ‚The Mona Lisa Effect’, eine Gruppenausstellung kuratiert von Francesca Gavin). Zum Beispiel könnten physische Arbeiten in Kombination mit einem NFT verkauft werden, was die Transparenz hinsichtlich des Ursprungs und der Besitzverhältnisse garantiert, da der/die Besitzer*in des Originals bekannt und öffentlich einsehbar ist. In der Tradition des Cypherpunk Ethos wird natürlich nicht die Identität offenbart, denn mit dem NFT ist nur eine Wallet Adresse verknüpft. Es eröffnet sich gerade ein neuer, digitaler, dezentralisierter Kunstmarkt, der wenig mit dem klassischen Kunstmarkt gemeinsam hat.
Künstlern bieten NFTs eine unvergleichbare Autonomie, besonders im Sekundärmarkt. Smart Contracts ermöglichen alternative Modelle der Finanzierung und Bezahlung, wie in der gesamten NFT Ökonomie gibt es aber auch hier noch Experimentierbedarf. 

Warum sind NFTs mehr als nur eine Methode, digitale Kunst zu zertifizieren und handelbar zu machen?

Wir denken, dass sie grundsätzlich genau das sind. Die Frage sollte eher lauten, wie es dazu kam, dass eine Methode der Verifikation, zum Gesprächsthema Nummer Eins wurde. Die Antwort darauf ist komplex und lässt sich skizzenhaft mithilfe eines aus den Fugen geratenen Kryptomarkts erklären. Die Technologie der NFTs ist nichts anderes als ERC-721 Tokens (auf der Ethereum Blockchain) und war schon 2017 vorhanden. Aufmerksamkeit bekamen NFTs durch die hohen Summen, die durch den Verkauf von zum Beispiel Beeples Werken und den Cryptopunks erzielt wurden. Eine neue Generation von Sammlern etablierte sich, damit einhergehend setzte sich auch eine eigene Ästhetik in der NFT Szene durch, häufig angehaucht von einer frühen Internet-Nostalgie. 

Wenn NFTs mit dem Versprechen antreten, die Kunst zu demokratisieren und Mittelsmänner/Gatekeeper auszuschalten, warum braucht es immer noch Galeristen?

Bei unserem Projekt CNL wollen wir nicht wie im üblichen Sinne als Galeristen handeln. Abläufe und Rollenverteilungen sind nicht mit jenen im regulären Kunstmarkt zu vergleichen. Unsere Idee ist es, Projekten über unser Galerieprogramm hinaus, eine Plattform zu bieten. Die Website wird zum Raum der Transformation, Entwicklung und Innovation. Ein Teil ihrer Funktion ist es, neue Mechanismen der Verbreitung von Kunst zu erkunden, und Künstler*innen aus verschiedenen Kontexten zu unterstützen. CNL strebt an, zu untersuchen wie sich konzeptuelle und kulturelle Werte im digitalen Raum erforschen lassen. (Die Künstler*innen unserer ersten Ausstellung ‚The Mona Lisa Effect‘ stammten teilweise nicht aus dem Kontext der bildenden Kunst.)

CNL ist nicht ausschließlich als eine NFT-Platform konzipiert. Aber da es eben in erster Linie eine Webseite ist, ist es auch logisch dass dort NFT-Projekte stattfinden. In Zukunft werden wir auch Projekte mit Pionier*innen der Digitalen Kunst lancieren.

--> www.cnl.casa/

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Abbildung: Sara Ludy, Warp (2020). Courtesy of the artist and CNL

Mehr Texte von Werner Remm

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