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Mobiler, jünger, bunter, weiblicher

Die Kölner Galeristin Priska Pasquer über NFTs.

artmagazine: Welche Chancen eröffnen NFTs Künstlern einerseits und dem Kunstmarkt andererseits?

Priska Pasquer: In der pandemiegeprägten, kontaktlosen Zeit ermöglichen NFTs, digitale Kunstwerke einer Wertschöpfung zuzuführen. Bis auf wenige Ausnahmen wurden digitale Kunstwerke bislang nur von einer relativ kleinen Sammlerschaft bevorzugt. Aber in einer medial geprägten Welt sind viele Künstler*innen ohnehin mit digitalen Kunstwerken beschäftigt. Ich vertrete viele Künstler*innen, die schon immer auch mit Video und digital gearbeitet haben – wenn auch nicht unbedingt in erster Linie. Ein Beispiel ist Radenko Milak. Der arbeitet klassisch-analog mit Aquarellen – da würde erst einmal niemand auf die Idee kommen, daraus ein NFT zu machen. Aber bereits 2014 hat er aus einer Aquarell-Sequenz ein GIF produziert, das ein wartendes Auto vor einer Bahnschranke zeigt. Dieses GIF habe ich 2015 in einer Ausstellung in meiner Galerie auf einem iPad gezeigt und auf der Biennale von Venedig war auch schon ein 25-minütiger Animationsfilm von ihm zu sehen. Das GIF wurde nun erstmals NFT-zertifiziert und wir haben es über die Plattform Foundation erfolgreich versteigert. Außerdem erreicht man eine andere Sammlerschicht – vielleicht eine mobilere, jüngere, buntere und weiblichere? Hemmschwellen fallen weg, an einem NFT Markt können ALLE teilhaben.

Warum sind NFTs mehr als nur eine Methode, digitale Kunst zu zertifizieren und handelbar zu machen?

Tatsächlich geht bei ihnen letztlich nur um Echtheitszertifikate von digitalen Dateien. Ich sehe darin eine sehr gute Gelegenheit, um Kunst, Fotografie, Video und alles andere, was digital vorliegt, weltweit vernetzt zu diskutieren. In einer solch disruptiven Zeit, in der wir uns befinden, sollten Künstler*innen meiner Meinung nach mehr Beachtung und Gehör finden und das könnte durch den NFT-Markt passieren. Spannend ist das Thema aber auch deshalb, weil sich durch NFTs und Kunst plötzlich sehr unterschiedliche Welten treffen und miteinander verbinden: Die klassische Kunstwelt mit der Kryptowelt.

Wenn NFTs mit dem Versprechen antreten, die Kunst zu demokratisieren und Mittelsmänner/Gatekeeper auszuschalten, warum braucht es immer noch Galeristen?

Sie fungieren als Kuratoren. Galerien stehen für ein bestimmtes Programm und in einer ortsunabhängigen NFT-Welt können Galerien mit ihrem Kunstwissen auch Orientierung bieten. Die NFT-Szene entwickelt sich gerade in rasantem Tempo und die beschleunigte Digitalisierung verändert unsere Kultur. In dieser dynamischen Anfangsphase einer NFT-Kultur werden noch viele Weichen gestellt. Galerien können gerade jetzt diese Entwicklung mit gestalten, auch weil sie viel schneller reagieren können als Institutionen. Galerien können ausserdem die Verbindung zwischen der digitalen und der analogen Welten anbieten und das Beste aus beiden Welten vermitteln.

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Abbildung: Portrait Priska Pasquer, 2020, © Thekla Ehling

Mehr Texte von Stefan Kobel

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