Roy Mordechay - Three Ideas for a Storm: To be or not to be a sign
Eigenleben von Symbolen, isolierte Farbflächen, indexalisch und ortsspezifisch aufgeladene Objekte - die Ausstellung Roy Mordechays "Three ideas for a storm" (*1976 in Haifa, Israel) ist reich an (kunsthistorischen) Bezügen und phänomenologischen Facetten.
In den farbverlaufenen und kaffesatzverschatteten Bildgründen der Malereien sind einzelne Vokabeln religionsgeschichtlicher, kunsthistorischer und tagesaktueller Herkunft neben völlig deutungsoffenen, abstrakten Zeichnungen versammelt. Sie oszillieren in ihrer Bedeutung ständig zwischen Form und Zeichen und widersetzen sich einer festgelegten Narration.
Das Flächige dieser Malerei wird um eine betonte Objekthaftigkeit erweitert: in Momenten ausgeprägter Plastizität und Räumlichkeit in der Darstellung, aber auch an Stellen abgerundeter und Holzfurnier-gerahmter oder sogar abgewinkelter Leinwände.
Ähnlich stark sind analog dazu die bildhaften Qualitäten der von der Galeriedecke bis -boden hängenden Lianen aus zusammengebundenen Holzstücken ausgeprägt - Zuschnittreste und Verworfenes, jedes Teil für sich eine eigene Skulptur, Form und Bildträger von Zeichnungen oder Notizen. Stellenweise dienen sie als Sucher, die den Bildausschnitt der Malereien dahinter neu rahmen.
Zwar sind jüdische Anklänge - im wiederkehrenden Motiv des Judenhuts und Reiters auf einem Esel - nicht abzustreiten; und auch die Neuordnung von Zeichenketten und Vielschichtigkeit der Betrachtungsebenen sind Prinzipien kabbalistischer Semiotik - der Impuls hinter der ausgetragenen Beschäftigung mit Realität und Sein, platonischen Ideen, Gut und Böse ist aber grundsätzlich menschlicher - nicht explizit religiöser - und gleichzeitig persönlicher Natur. Denn Mordechay fängt mittels einer traumartig anmutenden Zeichensprache die Ambivalenz der Welt und ihrer kollektiven wie individuellen Geschichte in seinen Arbeiten ein. Dabei kontert er aufkommende Mystik mit Humor, der sich in den überraschenden Nachbarschaften und formalen wie ikonografischen Entwicklungen seiner Bildsprache entfaltet. Das ist anregend, bleibt ob der persönlich-biografischen Note oft aber ungreifbar und lässt viel Raum zur eigenen Projektion.
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Victor Cos Ortega ist artmagazine Stipendiat 2021
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24.06 - 06.08.2021
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