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Sekunden statt Minuten

Ein Blick auf die aktuell laufende NFT-Auktion Proof of Sovereignty

Mit einem Sale von Andy Warhol-NFTs hat das Auktionhaus Christie’s einiges an Kritik hervorgerufen. Wahrol hatte 1985 auf einem Amiga Computer digitale Kunstwerke geschaffen, die erst 2014 wieder rekonstruiert werden konnten. Für die am 27. Mai zu Ende gegangene Online-Auktion sollen fünf dieser Werke aber massiv digital bearbeitet worden sein. Dem Markt war das egal, denn die gesamte Auktion erlöste insgesamt rund 2,27 Millionen Euro.

Christie’s das ja schon den legendären Beeple-Sale inszeniert hatte (--> das artmagazine berichtete), scheint sich nachhaltig im NFT-Markt positionieren zu wollen, denn seit dem 25 Mai läuft online eine weitere NFT-Auktion, die diesmal ein Frisch an die Blockchain gekettetes Werk von Nam June Paik präsentiert. Zusammengestellt von Lady PheOnix, der Gründerin von Universe Contemporary, einer Crypto Art Consultancy, bringt die Auktion 21 digitale Kunstwerke unter den Hammer. Nam June Paik’s Video Global Groove wurde erstmals am 30. Jänner 1974 im New Yorker Stadtfernsehen WNET gesendet. Allerdings ist die Originalversion etwas über 28 Minuten lang. Als NFT gibt es nur die ersten 38 Sekunden zu ersteigern. Die Veränderung wurde zwar vom Nachlass Nam June Paik’s authorisiert, wie „original“ das Werk nun aber ist, bleibt offen. Taxiert ist das Werk mit 100.000 bis 200.000 US-Dollar, aktuell sind 70.000 USD geboten.

Direkt von Jenny Holzer stammt die Losnummer zwei der Auktion. Sie hat den Satz “In a dream you saw a way to survive and you were full of joy”, den sie erstmals 1983 verwendete nun in ein animiertes NFT gepackt für das es aktuell ein Gebot über 15.000 USD gibt. Holzer hat angekündigt, ihren Gewinn aus der Auktion einer Charity-Einrichtung zu spenden. Bereits auf 42.000 Dollar angesteigert wurde Urs Fischers CHAOS #17 Pardon, einer Serie von Renderings in denen sich Alltagsobjekte wie ein Feuerzeug und ein Ei oder eine Kartoffel und ein Mobiltelefon in Rotation gegenseitig durchdringen. Insgesamt sollen 501 NFTs gemeinsam mit der Pace Gallery produziert werden.

Ein sehr spezielles Projekt stellt „Terms of Use“ des in Paris und London lebenden Künstlers Lans King. Im Jahr 2019 hat sich King einen Mikrochip in die Hand implantieren lassen, der beständig seinen Aufenthaltsort und weitere biometrische Daten an eine verschlüsselte Website sendet. Der Zugang zu den Daten und damit in gewisser Weise die Künstleridentität wurde über ein NFT in einer Blockchain abgelegt. Wer das NFT ersteigert hat Zugriff auf die vom Chip übermittelten Daten.

Eine der Pionierinnen computergenerierter Kunst ist die Österreicherin LIA, die bereits seit 1995 interaktive, vom Nutzer beinflussbare digitale Kunstwerke schafft. Code ist für sie künstlerisches Material, das sie für ihre spezifische Formensprache und Ästhetik nutzt um die User zu animieren, selbst visuelles Material zu generieren. Bereits 2003 erhielt sie den Net Excellence Award der Ars Electronica und 2017 den Österreichischen Outstandig Artist Award für Medienkunst. Ihr Projekt ProximityOfNeeds 20210428 ist aktuell für 10.000 Dollar zu haben.

Die NFTs von Künstler:innen wie Jenny Holzer und Nam June Paik mögen noch dem aktuellen Hype geschuldet sein, aber die Auktion zeigt, dass digitale Kunst kein neues Phänomen ist und es Künstler:innen in diesem Feld gibt, die über NFTs endlich auch für ein breiteres Sammlerpublikum interessant werden.

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Online Only Auktion: Proof of Sovereignty: A Curated NFT Sale by Lady PheOnix
noch bis 4. Juni
--> Onlinekatalog HIER

Mehr Texte von Werner Remm

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