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Parallel Vienna Editions: Die Kunstmesse als Edition

Frohe Erwartungshaltung prägt die Stimmung auf der ersten Kunstmesse Österreichs nach den langen Lockdowns, der Parallel Vienna Editions. In den vergangenen acht Jahren hat sich die Parallel, ursprünglich als Satellit zur Viennacontemporary im Herbst entstanden, zu einem eigenständigen Projekt entwickelt. Mit der neuen Messe will man ein Marktsegment bedienen, das auf den großen Kunstmessen aufgrund des meist niedrigen Preisniveaus nur selten zu sehen ist. Als „Einstiegsdroge für den Kunstvirus“ sollen die Editionen dienen, so Stefan Bidner, künstlerischer Leiter der Parallel. Das zur Akademie der bildenden Künste gehörende Semperdepot bietet mit dem offenen, dreistöckigen „Prospekthof“ und der dahinter liegenden Säulenhalle einen luftigen, pandemiegerechten Ausstellungsraum für die vierzig teilnehmenden Galerien und Projekträume. Aufgrund der speziellen Architektur gibt auf der Parallel Editions keine klassischen Messestände, sondern die Messe hat sich für ein einheitliches Präsentationskonzept entschieden, das wiederum eine eigene Edition ist. Heimo Zobernig hat dafür eine jeweils 280 x 207 cm große rohe Spanplatte auf je vier blauen Arbeitsblöcken konzipiert, auf der jede Galerie präsentiert. Eventuell dahinter liegende Wandflächen können mitgenutzt werden, es funktioniert aber auch ohne Wand überraschend gut. Die einzelnen Tische werden nach der Messe ebenfalls als Edition zum Preis von je € 1.150,- verkauft.

Das Angebot der teilnehmenden Galerien ist breit gefächert und reicht von Klassikern österreichischer Kunst wie Günter Brus bei Heimo Bachlechner, einer Warhol’schen Brillo-Box bei Philipp Konzett bis zu aktuellen Siebdrucken von Käthe Schönle und Michael Wegerer bei Viadukt Screen Prints, einer Initiative von Bernadette Meisel, die ihre Werkstatt kostengünstig an Künstler:innen vermietet sowie jährliche Residencies und eine eigene Editionslinie anbietet.
Spielerisches gibt es im Kunstraum „Kunst ab Hinterhof“ mit einer Edition von kleinen Rocco-Spielzeugeisenbahnen deren Waggons von Künstler:innen gestaltet wurden. Die Preise lieben bei 80,- bis 220.- Euro pro Waggon, ein von der Künstlergruppe Gelitin gestalteter Waggon ist leider unverkäuflich. An die Kindheit erinnern auch die überdimensionalen PEZ-Rollen von Karin Maria Pfeifer bei Flat1.
Einen ganz Großen der Kunstgeschichte hat sich Gerold Tagwerker bei der Galerie C.Art aus Dornbirn vorgenommen. Seine „Mondrian-Grids“ zeigen jeweils nur die schwarzen Linien von Gemälden Piet Mondrians, ausgearbeitet in Metall und in einer Auflage von jeweils drei Stück. Untitled Projects hat „Ziegelsteine“ aus Papmaché von Fabian Seiz dabei, eine 3er Edition sogar mit den Fingerabrücken des Künstlers. Viktor Bucher hat T-Shirts und Arbeitsjacken von Fabio Zolly dabei, die u.a. mit Frottagen von Kanaldeckeln aus New York bedruckt sind. Jasmin Edelbrunner kreiert Kunstwerke eingentlich nur, um sie in ihrer Fotoserie von fiktiven Künstlerpersönlichkeiten zu zeigen. Danach werden sie auf unterschiedliche Art weiterverwertet und umgestaltet. Eine kleine Serie von Keramik-Pilzskulpturen hat den Prozess „überlebt“ und ist bei der Galerie Rudolf Leeb zu sehen.

Die Digitalisierung des Kunstmarktes zeigt sich natürlich auch bei der Parallel Vienna Editions, sind doch gerade Editionen prädestiniert für einen online Shop, den viele Galerien mittlerweile betreiben. So auch die Initiative CCC (click connect collect) der Christine König Galerie. Neben den auf der Messe angebotenen Editionen führt ein QR-Code auf dem Messestand gleich direkt in den Online-Shop mit weiteren Kunstwerken. Gleiches gilt auch für die Galerie Krinzinger, die ihre Webpräsenz entsprechend ausgebaut hat.

Natürlich hat auch der jüngste Hype um NFTs Eingang in die Kunstmesse gefunden. Präsentiert von der Parallel Vienna direkt gibt es drei Editionen als NFT zu erwerben die jeweils aus der Kooperation dreier Künstler oder Kollektive entstanden sind. Erwerben kann man die NFTs über die Website der Messe bzw die Plattform Hic et Nunc, die auf der viel weniger enerieaufwendingen und damit umweltfreundlicheren Tezos-Blockchain aufsetzt.

Ob das Konzept der neuen Messe auf genügend kauffreudige Besucher:innen trifft, muss sich erst erweisen. Die strengen Post-Lockdown Regelungen verlangen eine Vorregistrierung mit Timeslot, was den Zugang etwas erschwert. Am Eröffnungstag ist der Besucherstrom jedenfalls überschaubar. Die Edition als Möglichkeit auch große Namern zum klein(eren) Preis zu sammeln sollte doch noch entsprechendes Interesse beim Wiener Kunstpublikum wecken.

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Das artmagazine präsentiert auf der Parallel Editions seine Serie von Skulpturen-Editionen. Eine Übersicht der Objekte gibt es --> HIER

Mehr Texte von Werner Remm

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Parallel Vienna Editions
26 - 30.05.2021

Semperdepot
1060 Wien, Lehargasse 6
https://parallelvienna.com/
Öffnungszeiten: Do-So 12-20 h


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