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Dobler25: Die gekreuzigten Betonmischmaschinen

Hubert Dobler (Jahrgang 1966) aus dem Kirschen-Berg-Dorf Fraxern lebt normalerweise in New York, wo er als Absolvent der HTL-Rankweil als Bautechniker seine Brötchen verdient und von der Open Source Gallery seiner Studienkollegin Monika Wuehrer in Brooklyn als Künstler vertreten wird. In Österreich betreut ihn das Galeristinnenduo Belinda und Johannes Boch, die nun schon seit einem Jahr aus der Dornbirner Innenstadt in eine industrialisierte Randzone der Messestadt umgezogen sind.

Hubert Dobler hat in Vorarlberg im Künstlerhaus Bregenz 2016 durch seine großflächigen Bilder, die er mit durchdrehenden Motorradreifen gemalt hat, Bekanntheit erlangt. Bereits in seiner Wiener Zeit hat er im Ölhafen in der Lobau mit seinem Motorrad sogenannte „Burnouts“ produziert, alles was Krach macht, lässt die Augen des Wahl-New-Yorkers aufleuchten. Dabei hat er 1998 entdeckt, dass der heiße Gummi nicht nur innert Minuten qualmt und quietscht, sondern am Boden veritable Spuren zieht und dies für sich als ultimative Maltechnik entdeckt. Dass das Motorrad in die Kunst überführt werden könnte, hat er schon beim Techno-Künstler Aron Joung gesehen. Ein Auftritt auf der Art Bodensee im Juli 2017 und die Kunstaktion „On the road Again“, bei der Dobler seine Honda CB750 von Brooklyn zur Art Basel Miami Beach fuhr, scheinen ihn als maskulinen Benzinkünstler auszuweisen, der den amerikanischen Traum von Freiheit auf dem Highway und einem Tank zwischen den Schenkeln glorifiziert. Im Gespräch weist Hubert Dobler darauf hin, dass er zwar als Mensch dieser motorisierten Freiheitsglorie nicht abgeneigt ist, aber als Künstler die klimazerstörende Komponente fossiler Brennstoffe und den Kontrollwahn dazu kritisch in den Blick nimmt. Deswegen fahren die Motorräder ja im Kreis oder werden schlichtweg stranguliert. Genauso wie in der Verkeilung zweier Bohrmaschinen sogenannte „readyforbattle3“, die gezündet sich wild um sich zu drehen beginnen. Dobler geht gerne im Baumarkt zwischen den Regalen hin und her, wie ein anderer in den Museen zwischen den altmeisterlichen Schinken flaniert, und sucht sich dort seine Inspirationen. Das Stichwort lautet kinetische Kunst: Jean Tinguely, Roman Signer und die Ursache und Wirkung persiflierende Nonsens-Maschine „Der Lauf der Dinge“ von Fischli/Weiss sind Künstler bzw. Kunst, die Hubert Dobler begeistern.

In der aktuellen Schau bei den Bochs geht Dobler noch einen Schritt weiter: Statt zweier Motorräder, deren Kraft ad absurdum geführt wird, hat er zwei Betonmischmaschinen aufeinander geschweißt. Diese Maschinen sind ein Problem, weil täglich in Österreich die Fläche von 20 Fußballfeldern (meist mit Beton) versiegelt wird und damit die Natürlichkeit der Böden auf ewige Zeiten zerstören. Weil aber eine Ausstellung nur mit zwei gekreuzigten Mischmaschinen zu reduziert erschien, hat Johannes Boch Hubert Dobler vorgeschlagen, seine Abschlussarbeiten an der Akademie von 1995 auszustellen (Deswegen Dobler 25). Die großformatigen Gemälde spielen mit Akt und Abstraktion, einmal Männlich-Weiblich, einmal Geschwindigkeit und unsterblichen Ruhm thematisierend. Jedenfalls findet man keine Spuren des Phantastischen Realismus, der seinem akademischen Lehrer Anton Lehmden (1929-2018) zuzurechnen ist, der aber seinen Studenten in ihrer Arbeit freie Bahn ließ. Eine Wand voll sogenannte Böller-Bilder aus dem Jahr 2000 und Motorradgummiabrieb-Bilder vervollständigen die Schau.

Mehr Texte von Wolfgang Ölz

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Dobler25
14.05 - 30.06.2021

Galerie c.art
6850 Dornbirn, Marktstraße 45
Tel: +43 5572 31 2 31-0
Email: belinda.boch@cart.co.at
https://www.c-art.at
Öffnungszeiten: Di -Fr 9-12, 15-18, Sa 10-12 h


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