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Ersteigern Sie eine Ausstellung!

Was tun in der Pandemie wenn die Einnahmen ausbleiben und die Hilfsgelder vorne und hinten nicht reichen, so sie denn überhaupt fließen?

Berlin, Hauptstadt des kreativen Prekariats und der chaotischen Innovation hat versucht, darauf eine Antwort zu finden und die „Direkte Auktion“ erfunden. Vom 26. bis 28. November sind dabei im Auktionshaus Jeschke van Vliet 428 Kunstwerke zu ersteigern, deren Erlös nicht betuchten Sammler*innen zugute kommen soll, denn die Werke in der Auktion kommen vorwiegend von Künstler*innen direkt, aber auch von (namentlich nicht genannten) Galerien. Ein gewohntes Setting diverser Charity-Auktionen, die vor allem um diese Jahreszeit um die Gunst der Kunstkäufer*innen buhlen. Diesmal geht es aber nicht um soziale Projekte, sondern darum, die Künstlerinnen und Künstler direkt zu unterstützen und über die Auktion einen breiteren Kreis an Interessenten zu erreichen, als dies in einzelnen Ausstellungen möglich ist. Wie bei Charity Auktionen üblich, verzichtet das Auktionshaus auf seine Margen und zusätzlich wird ein Teil der Erlöse an alle Künstler*innen ausgeschüttet, unabhängig von ihrem Erfolg bei der Auktion.

Um Wildwuchs und Beliebigkeit bei den eingebrachten Kunstwerken zu vermeiden, bedienen sich die beiden Organisatoren der Auktion, Holm Friebe und Bettina Semmer der Expertise von 19 Kurator*innen und Kuratorenteams, die jeweils ein „Kapitel“ der Auktion kuratiert haben. Und bei den meisten sind kleine Ausstellungen entstanden, die man so auch durchaus außerhalb der Auktion zeigen könnte. Mirjam Siefert, Mitbegründerin von Pavlov’s Dog und Kurator und Auktionator Fares Al-Hassan kombinieren unter dem Titel smoke and mirrors bekannte und junge fotografische Positionen, Literaturagentin Bärbel Brands hat zwei Skripts von Quentin Tarantino (Pulp Fiction und Django Unchained) zum Thema Alles Fiktion aufgetrieben. Kuratorin María Inés Plaza Lazo unterläuft das System Auktion indem einzelne Werke bis zum Auktionsbeginn verborgen bleiben. Reinald Nohal bringt in seinem Kapitel Kunst aus dem Exil u.a. die von Günter Brus gestaltete Speisekarte des Restaurants Exil und sechs der von Dieter Roth gestalteten „Geschäftskarten“ des legendären Künstlerlokals. Mit Stop, Look, Listen, and Smell haben Niels Betori Diehl und Barbara K. Prokop eine Auswahl zusammengestellt, die auf Individualität und Haltung setzt, etwa mit Gregor Hildebrandt und Jorinde Voigt.
Speziell auf die aktuelle Situation reagieren will Almut Hüfler in ihrem Kapitel Einfach Durchtauchen mit Arbeiten, die auf die Veränderungen unserer Welt reagieren. Elmar Haardt und Klaus J.A. Mellenthin dokumentieren menschliche Eingriffe in die Natur, René Holm hinterfragt unsere Selbstwahrnehmung in den Sozialen Medien und Nikola Richard generiert mit ihren Landschaftsbildern Irritationen zwischen Schönheit und Auflösung.

Die teils erhellenden und überraschenden Kombinationen in den einzelnen Kapiteln sollte man sich unbedingt im online-Katalog und nicht nur in der Werkdatenbank anschauen. Hier gibt es zu jedem Kapitel einen kurzen Text. Und passionierte Kunstsammler*innen könnten sich doch vornehmen, nicht nur einzelne Werke, sondern gleich ein ganzes Kapitel zu ersteigern.

Direkte Auktion
26. - 28.11 2020
Jeschke Van Vliet
--> Online-Katalog (PDF)
--> Online-Katalog (Werkdatenbank)
-->Details zur Auktion

Mehr Texte von Werner Remm

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