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R. M. Schindler: Architektur und Experiment: Undogmatisch kalifornisch

Kein Zweifel: Die vom MOCA Los Angeles zusammengestellte große Schindler-Retrospektive war lange überfällig. Nach der Monografie von August Sarnitz aus den Achtzigern kam lange nichts. Erst vor zwei Jahren erschien ein preisgünstiger Bildband. Er lieferte einen Ansatz, Schindler als dem neben Richard Neutra wichtigsten Architekten der kalifornischen Zwischenkriegsmoderne eine seiner Bedeutung angemessene Popularität zu verschaffen. Traurige Erkenntnis: In Wien hätte der Wagner- und Loos-Schüler Schindler ebensowenig wie Neutra, Friedrich Kiesler, Victor Gruen, Harry Seidler und Ernst A. Plischke seine Konzepte auch nur ansatzweise verwirklichen können. Schindler erkannte dies früh und zog bereits 1914 in die USA, wo er zunächst bei Frank Lloyd Wright arbeitete. Nolens volens bewegte er sich dort immer außerhalb des doktrinären International Style. Mit dem 1922 entstandenen Doppelhaus Schindler/Chace, dem Schauplatz einer letztlich gescheiterten privaten Sozialutopie, und dem Mackey House hat das MAK zwei der wichtigsten Bauten Schindlers erworben, die heute das MAK Center L. A. bilden. In Julius Shulman fand Schindler einen kongenialen fotografischen Interpreten seiner Bauten. Ebenso faszinierend ist jedoch die hohe Kultur der auf transparenten Stellwänden gezeigten farbigen Entwurfszeichnungen, ein Erbe der Otto-Wagner-Schule. Neben den Einfamilienhäusern zeigt das MAK Projekte wie den gemeinsam mit Neutra 1926 erarbeiteten Entwurf für den Genfer Völkerbundpalast, der auch dem Brutalismus der siebziger Jahre entstammen könnte. Hausmodelle und Möbel ergänzen die Auswahl. Bei Schindlers Holzrahmen- und Stahlbetonskelettkonstruktionen mit kristallin verschachtelten Volumina, oft waghalsig an Steilhängen aufgeständert, ging es letztlich immer um das Schaffen von Räumen. Räumen zum Wohnen. Vielleicht das beste Erbteil, das Schindler aus Wien mitnahm.
Mehr Texte von Iris Meder †

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R. M. Schindler: Architektur und Experiment
14.11.2001 - 10.02.2002

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


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