
Trümmerfrau im Bade
Okay. Gehen wir einmal davon aus, dass den Trümmerfrauen tatsächlich ein Denkmal zu setzen wäre (es gibt zwar ziemlich viele andere Bevölkerungsgruppen, die noch eher ein solches verdient hätten, aber egal). Gehen wir davon aus, dass dieses Monument nur an jene erinnern soll, die den Schutt nicht deswegen beiseite räumten, weil sie aufgrund ihrer unrühmlichen Rolle in der NS-Zeit ohnehin dazu verpflichtet wurden (das funktioniert so zwar nicht, aber belassen wir die hypothetische Annahme). Und gehen wir weiters davon aus, dass es sich bei der Skulptur des Landschaftsplaners Magnus Angermeier nicht um eine Trümmerfrau handelt, sondern um eine „Allegorie der Weiblichkeit“, wie es auf der Tafel am Denkmal heißt (was wäre denn eine „Allegorie der Männlichkeit“?). Ignorieren wir, dass H. C. Strache die Trümmerfrauen als „Opfergruppe“ bezeichnet hat (das stimmt wirklich!). Blenden wir mal all das aus, was ohnehin schon problematisch ist und bereits ausführlich beschrieben wurde.
Betrachten wir das Werk, das sich einer längst überwunden geglaubten künstlerischen Sprache bedient: Was ist hier eigentlich dargestellt? Es ist eine Badende. Das Sujet ist uralt und war schon immer ein willkommener Vorwand, eine nackte Frau abzubilden. Die Frau, die ihre Freizeit genießt, hat eine kräftige Statur, ein Tuch um die Hüften gehüllt und einen nackten, ziemlich unbeholfen umgesetzten Oberkörper. Mit leerem Blick schaut sie in die Ferne. Ihre Beine sind leger geöffnet. Was sagt uns dieses Bild, diese „Allegorie der Weiblichkeit“? Es sagt uns: Weiblichkeit ist passiv: Sie sitzt und ruht sich aus. Weiblichkeit ist empfangsbereit: Sie spreizt ihrem Betrachter die Beine auf. Weiblichkeit ist nicht gerade mit stechender Intelligenz gesegnet: Sie stiert entleert vor sich hin. Passiv, willig, blöd: Mit den zupackenden Trümmerfrauen, die es ja auch gab und deren Verdienste man nicht bestreiten muss, hat das rein gar nichts zu tun. Aus dem Denkmal, das ihnen gewidmet sein soll, spricht die reinste Misogynie.
Ja, was erwartet man denn, wenn die FPÖ in Kunst macht, werden jetzt manche einwenden. Was glaubt man denn von einer Partei, deren Verkehrsminister einen Odin Wiesinger verehrt? Na eh nix. Aber bitte nicht vergessen: Die sind jetzt unsere Regierung.
Und außerdem: Frauenvolksbegehren unterschreiben!
