Art Basel - Unlimited: Monumentalität um ihrer selbst willen
Jedes Jahr aufs Neue fragt sich das interessierte Publikum, welchen Sinn die Übergrößen-Schau „Unlimited“ der Art Basel hat. Und wie jedes Jahr fällt die Antwort auch heuer schwer. Vieles wirkt wie auf Jahrmarkt-Format aufgeblasene Banalitäten. Daniel Burens streifig angemalte Rolltreppen zum Obergeschoss der Halle erscheinen als hilflose Sinnhuberei am Konstruktionsbedingten. Die Sonderausstellung musste umziehen, weil im Erdgeschoss die Stände Uhrenmesse Baselworld stehenbleiben.
Obgleich die Art Unlimited quasi unters Dach verbannt wurde, sind die Dimensionen der Arbeiten gewaltig wie eh und je. Mag bei Nedko Solakovs Wand mit riesigem Augenpaar und neun Sofas davor mit dem Titel „I miss Socialism, maybe“ die Monumentalität notwendiges Element der Arbeit sein, haben Frances Starks vier monumentale und weitgehend monochrom schwarze Leinwände vor allem Dekorationswert. Noch ein Scherbenfeld von Ai Weiwei oder akkurat arrangierte Steine von Richard Long sind zwar auf einer Verkaufsveranstaltung gut aufgehoben, dürften jedoch kaum dem erklärten Ziel des Formats dienlich sein, potente Sammler aus aller Welt anzulocken. Dafür ist es zu viel von immer dem selben. Wer würde schon für ein Rudel Kleiderständer von Arman 1959 geschaffen und 2001 erneut arrangiert, einen Langstreckenflug auf sich nehmen?
Spannender sind die jüngeren Positionen. Lara Favaretto hat mit "Birdman or (The Unexpected Virtue of Ignorance)" eine erstaunlich poetische Arbeit geschaffen, die gerade in riesigen Format überzeugt: 9 Quader aus gepresstem Konfetti à 400 Kilogramm lösen sich über die Laufzeit aus ihrer aufgezwängten Form und verteilen peu a peu ihre Bestandteile wie Schuppen im Raum. Candice Breitz hingegen fordert mit zwei jeweils einstündigen Videoinstallationen die Konzentration der ohnehin schon reizüberfluteten Messebesucher.
Wirklich attraktiv wäre die Art Unlimited, wenn sie überweigend oder ausschließlich junge Kunst zeigte, die so noch nicht oder gerade erst irgendwo zu sehen war. Das geht allerdings kaum mit dem Geschäftsmodell einer Messe zusammen, die vor allem auf den Umsatz achten muss. Dieses Dilemma hat die Art Basel noch immer nicht auflösen können.
14 - 17.06.2018
Art Basel
4005 Basel, Messe Basel, Messeplatz Halle 1 und 2
http://www.artbasel.com