![](/content/2018-01/101239/wilson_beauty.jpg)
Martha Wilson - The Two Halves of Martha Wilson’s Brain: The Beauty of Feminist Performance
Der Kunstraum Niederoesterreich zeigt mit „The Two Halves of Martha Wilson’s Brain“ die erste Retrospektive der Performance-Künstlerin Martha Wilson außerhalb der USA. Die von Felicitas Thun-Hohenstein kuratierte Ausstellung präsentiert eine Auswahl Wilsons eigener Arbeiten sowie Dokumentationsmaterial aus dem 1976 von ihr gegründeten „Franklin Furnace Archive, Inc.“. Gerade die feministische und kritische Haltung der amerikanischen Künstlerin passt gut in die Programmatik des Kunstraums Niederoesterreich, der seinen Fokus seit eh und je auf die Performancekunst setzt.
Die 70-jährige Künstlerin stieß mit ihrer feministischen Performancekunst immer wieder auf großen Widerstand, was schließlich zur Gründung ihres eigenen Kunstraums, dem Franklin Furnace Archive, Inc., führte. Ursprünglich studierte Wilson englische Literatur, die sie auch in Halifax (Provinz Nova Scotia, Kanada) unterrichtete. In diesem Umfeld schuf sie ihre ersten künstlerischen Arbeiten: Fotopersiflagen. In der Serie „A Portfolio of Models“, die auch in Wien gezeigt wird, posiert Wilson in verschiedenen weiblichen Rollen der Gesellschaft: göttliche Diva, Hausfrau, Working Girl, Erdmutter oder Lesbe. Dabei macht sie sich selbst zum Untersuchungsobjekt.
In den 1970er-Jahren kamen viele Konzeptkünstler nach Nova Scotia, darunter auch der Architekt und Künstler Vito Acconci, der Wilson empfahl, Erving Goffmans „Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag“ zu lesen. Die Schrift handelt davon, wie wir alle performen – nicht nur als Künstler, sondern auch im täglichen Leben. Dies war scheinbar für Wilson der Auslöser, sich mit Rollenbildern und Performancekunst auseinanderzusetzen. Die Performances entstanden erstmals in New York, wo es eine Art Frauenbewegung in der Kunst gab - im Gegensatz zu Halifax. Mit der Gründung des Kunstraums Franklin Furnace, schuf sie eine Plattform für performative Kunstproduktion. Sie lud später bekannte Künstlerpersönlichkeiten wie Jenny Holzer, Renate Bertlmann, Vico Acconci oder Carl Andre ein, Performances aufzuführen oder Künstlerbücher zu kreieren. Mit ihren eigenen Arbeiten und ihrer Tätigkeit als Galeristin war sie in New York sozusagen eine Pionierin.
In den Jahren 1979 bis 1982 war sie Mitglied der von ihr gegründeten Girls-Punk-Band „DISBAND“. Man betrachtete sich nicht als herkömmliche Band, sondern als Künstlerinnengruppe, die Performances machte, ohne Musikinstrumente zu verwenden. Auf humorvolle Art und Weise wurden soziale Ungerechtigkeiten und stereotype Rollenbilder dargestellt.
Heutzutage beschäftigt sich Wilson vorrangig mit der Unsichtbarkeit von Frauen im Alter. Für die Ausstellung im Kunstraum Niederoesterreich wählte man als Hauptsujet Wilson als Mona Lisa – eine Fotocollage aus Leonardo da Vincis Mona Lisa und Marcel Duchamps Mona Lisa mit Schnurrbart. Wilson nimmt Bezug auf Duchamps Hinweis „L.H.O.O.Q.“ (Sie hat einen heißen Hintern), indem sie Mona Lisa eine blaue Fellmütze aufsetzt. Bekannt ist Wilson vor allem für ihre satirischen, politischen Persiflagen und Performances. So schlüpfte sie in verschiedene Rollen der Präsidenten-Gattinnen – darunter Melania Trump, Barbara Bush, Tipper Gore oder Nancy Raegan und sogar in jene Donald Trumps. In ihrer Sprachperformance stellt sie das Verhalten Trumps gegenüber Frauen in Frage.
![](/content/authors/author31867.jpg)
08.06 - 28.07.2018
Kunstraum Niederoesterreich
1010 Wien, Herrengasse 13
Tel: +43 1 90 42 111, Fax: +43 1 90 42 112
Email: office@kunstraum.net
http://www.kunstraum.net/de
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-19, Sa 11-15 h