
Andrea Winklbauer,
C`est la vie, c`est la mer
Wer erinnert sich nicht glücklicher Kindertage im Patschenkino, als man in Abenteuer- und Piratenfilmen vollständig versunken war, um nach dem Happy End froh und zufrieden wieder aufzutauchen? Klar, Luis Buñuel, Ingmar Bergmann oder Jean-Luc Godard haben gezeigt, worum es beim Kino wirklich geht. Doch manchmal geben wir uns auch mit einer gut gemachten Illusion aus der Traumfabrik zufrieden, wie es die neueste Regiearbeit von Gore Verbinsky eine ist.
Der "Fluch der Karibik" mit Johnny Depp als Piratenkapitän Jack Sparrow ist keine ernste Angelegenheit. Das multiple Happy End steht von vornherein fest. Sehr gelungen ist die Betätigung der Gefühlsmanipulationsmaschinerie: "Push the button", wie Madonna in ihrer aktuellen Single "Hollywood" rapt. Gleich zu Beginn erzeugen die Bilder - und vielleicht mehr noch das, was man nicht sieht - eine wohltuende Gänsehaut. Knopf zwei löst romantische Sehnsucht aus. Knopf drei erzeugt gespannte Erwartung auf das kommende Abenteuer, die ein Weilchen anzuhalten vermag, zumindest solange die wahre - nun, sagen wir - "Natur" der Piraten nicht zu deutlich zu sehen ist.
Diese "Natur" ist ganz und gar widernatürlich und hat mit dem Fluch zu tun, der an einem gestohlenen Schatz haftet, und den die Piraten verständlicherweise loswerden wollen. Dazu brauchen sie das letzte Stück des Schatzes und die Person, die es bei sich trägt: den verschollenen Sohn ihres Anführers. Johnny Depp, der in "Fluch der Karibik" ein wenig auf Gary Oldman macht, fällt eine Rolle zwischen tollkühnem Piraten und Faktotum zu. Er gehört eigentlich zu den Guten, was am Ende belohnt wird.
Den romantischen Helden gibt Orlando Bloom als junger Schmied Will Turner, der sich als der gesuchte Sohn herausstellt. Wie so häufig sind die Gefahren des Meeres nichts im Vergleich zu den Unwägbarkeiten einer Liebesbeziehung. Und so kommt es, dass Will Turner erst um die geliebte Gouverneurstochter zu kämpfen beginnt, als er sie verloren glaubt. Gefährliche Liebschaften! Um mit der Marquise de Merteuil zu sprechen: Leg ihm Hindernisse in den Weg. Vielleicht fällt er beim Drüberklettern aus Versehen auf das Mädel drauf.
Pirates of the Caribbian, USA 2003, 145 min.
R: Gore Verbinsky
D: Johnny Depp, Geoffrey Rush, Orlando Bloom, Keira Knightley u.a.
Ab 2. September im Kino.
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