Jan Hoet 1936 - 2014
Der charismatische Kunsthistoriker und Kurator Jan Hoet ist am 27. Februar verstorben. Er starb 77jährig in seiner belgischen Heimatstadt Gent. 1992 leitete er die Documenta IX, die in fünfjährigem Abstand in Kassel stattfindet und als weltweit bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst gilt. Heute steht noch die damals errichtete 25 Meter hohe Skulptur "Man walking to the sky" von Jonathan Borofsky am Kasseler Kulturbahnhof. Die von Hoet kuratierte Documenta zog mehr als 600.000 Besucher an. Jan Hoet hatte Kunstgeschichte und Archäologie studiert, war 1970 Professor für Ästhetik und leitete seit 1975 das Museum van Hedendaagse Kunst in Gent. Der Durchbruch als Kurator gelang Hoet 1986 mit der Ausstellung „Chambres d’Amis“ (Zimmer der Freunde) in Gent, für die er 58 Hausbesitzer für seine Idee gewinnen konnte, ihre privaten Wohnungen internationalen Künstlern zur Realisierung von Projekten zu Verfügung zu stellen. Für den Ausstellungszeitraum waren Kunst und Alltag miteinander verschmolzen. Hoet war Stifter und ab 1999 Direktor des Stedelijk Museum voor Actuele Kunst (S.M.A.K.) in Gent und Gründungsdirektor des von Frank O. Gehry entworfenen Museums MARTa in Herford, Ostfalen, das als Haus für zeitgenössische Kunst und Design 2005 eröffnet wurde. 2009 kuratierte er das Kunstprojekt „Colossal.Kunst-Fakt-Fiktion“ in Osnabrück, das an die Varus-Schlacht vor 2000 Jahren erinnerte. Nicht nur in seiner Heimat Flandern wurde Jan Hoet als „Kunstpapst“ verehrt, der mit seinem besonderen Talent zur Kunstvermittlung weite Bevölkerungsschichten erreichte und begeistern konnte.