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Yael Bartana, Janos Sugar: Mörderisches Designobjekt und Totenwache

Auf Pressefotos aus den Krisengebieten der Welt ist sie fast immer mit dabei, wird stolz in die Kamera gehalten. Der Guerillakämpfer schwingt sie in Siegerpose, der Terrorist bedroht damit seine Opfer und eine sexy Blondine macht dafür Werbung: die Kalashnikov. Das meistverwendete Maschinengewehr ist zum Kultobjekt geworden. An seinem typischen, gebogenen Magazinlauf kann man es sofort wiedererkennen. Der ungarische Künstler János Sugár hat Bilder dieses mörderischen Stückes Design gesammelt und sie mittels digitalem "Morphing" zu einem Video verschmelzen lassen. Dazu trommelt der berühmte Jazz-Schlagzeuger Bobby Previte Gewehrsalven. Man fühlt Abscheu und Faszination zugleich angesichts der Ästhetik, die diesen Kriegerporträts anhaftet. "Die Kalshnikov ist ein überaus erfolgreiches Designobjekt", meint János Sugár. 50 Millionen Stück sind derzeit in Umlauf. Sie ist nicht nur schön, sondern auch billig. Der "Esperanto der Aggressivität", wie Sugár sie nennt, "kostet in Angola einen Sack Reis, in Somalia ein Huhn." Und wenn es für Konflikte keine Worte mehr gibt, wird die Kalashnikov zur "Schreibmaschine des Analphabeten", so der Titel der Arbeit. Bilder einer Überwachungskamera stehen im Zentrum des Videos "Trembling Time" der israelischen Künstlerin Yael Bartana. Zu sehen ist eine stark befahrene Straße im abendlichen Berufsverkehr von Tel Aviv. Plötzlich werden die Autos immer langsamer, halten an, die Menschen steigen aus. Mittels Überblendungen und Zeitlupe scheint die Zeit still zu stehen. Dann eine Sirene. Es ist die Schweigeminute zum Gedenktag für die gefallenen, israelischen Soldaten. Die Scheinwerfer der Autos verschwimmen zu einem wogenden Kerzenmeer. Totenwache mitten auf der Autobahn. Yael Bartana versteht ihre Arbeit als Kritik an staatlich organisierten Zeremonien. "Mich interessiert die Dynamik des Staates, der eine bestimmte Anschauung diktiert und des Individuums, das sich zu ihr bekennt."
Mehr Texte von Julia Wallnöfer

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Yael Bartana, Janos Sugar
01.02 - 29.03.2003

Kunstraum Schwaz
6130 Schwaz, Palais Enzenberg, Franz-Josef-Straße 27
Tel: 0043 52 42 73 98 3, Fax: 0043 52 42 66 89 6
Email: office@kunstraum-schwaz.at
http://www.kunstraum-schwaz.at
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12-18, Sa 10-15 h


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