Innsbruck: Premierentage: Innsbruck: Premierentage

Hunderte Menschen treten sich in der Galerie im Taxispalais gegenseitig auf die Füße, während der Startschuss zu den Innsbrucker Premierentagen 2002 fällt. Zwei Tage und eine Nacht lang versuchen die Galerien der Stadt mit koordinierten Vernissagen und langen Öffnungszeiten möglichst viele Besucher anzulocken. In seinem fünften Jahr ist das Konzept endgültig aufgegangen. Ob im alten Kellergewölbe des Raum 23, wo Robert Gfader Fotos und Videos von kühlen Flughafenhallen zeigt, oder auf dem Platz vor dem Tiroler Landesmuseum, wo eine Dia-Installation von Jeannot Schwartz steht, überall bilden sich Menschentrauben. Zu den Gustostückerln zählt neben der Personale des Tiroler Natur-Poeten Lois Weinberger im Taxispalais die Schau finnischer Fotografie "Korrellaatioita", die von der Fotogalerie Wien ins Fotoforum gewandert ist. Im Kunstraum Johann Widauer zeigt John Miller die "Topographie eines Museums (ohne Wände)", eine kreisförmige Holzkulisse, die mittels 360 Grad-Foto und Spielzeugglobus die Grenzen zwischen architektonischem und öffentlichem Raum verwischt. Das absolute Highlight ist aber sicherlich das Projekt "Video Walhalla Tirol" des Atelier van Lieshout im Künstlerhaus Büchsenhausen. Dort, wo seit 1995 junge Künstler aus aller Welt Quartier beziehen, soll ein globales Künstler-Labor entstehen, ein interaktiver Ort der Begegnung zwischen der internationalen Kunstwelt und der Alpenstadt. Joep van Lieshout, dessen künstlerischer "Freistaat" in Rotterdam kürzlich behördlich geräumt wurde und der nun als Gastprofessor an der Kunstuniversität Linz tätig ist, entwickelt derzeit zusammen mit seinen Studenten die gesamte Infrastruktur, die zwischen Design, Objektkunst und bewohnbarer Gesamtinstallation pendelt. Erste Entwürfe zeigen etwa Computermonitore als Lampen bzw. Müllkübel und einen Zahnarztstuhl als Videoschnittstelle. "Es wird ein gemütlicher Raum", meint Joep van Lieshout, "wo Leute zusammen kommen können, um Ideen auszutauschen".

Mehr Texte von Julia Wallnöfer

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!

Innsbruck: Premierentage
10 - 31.12.2002

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum