Lois Weinberger: Der poetische Feldarbeiter
Die Spur, die ein Borkenkäfer im Holz hinterlassen hat, verwandelt Lois Weinberger in ein überdimensionales Wandgemälde aus grellroter Farbe. Es sind die wiederkehrenden Strukturen und Ursysteme die Weinberger in der Natur sucht. Unkräuter, Pflanzen aus der "Ruderalgesellschaft", wie er es nennt, die sonst mit Vertilgungsmitteln aus künstlichen Gartenidyllen entfernt werden, gräbt er sorgsam aus, um sie als "mobile Gärten" in Plastikeinkaufstaschen zu pflanzen oder ihnen ein neues, vor menschlichen Eingriffen geschütztes Zuhause in einem Gitterkäfig zu geben, wie vor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Universität in Innsbruck.
Bis heute stößt die Installation immer wieder auf Unverständnis. Es braucht Sensibilität, um sich auf die andere Ebene der Wahrnehmung einzulassen, die Weinberger mit seinen Arbeiten sucht. Der poetische Feldarbeiter interessiert sich für die Natur nur als "Träger zur Bedeutungsentstehung". Aus den Bewegungsmustern des Borkenkäfers hat er ein Modell für ein "durchlässiges Dorf" gemacht und aus dem Sitzplan eines Theaters den "Garten Eden".
Weinberger ist Konzeptkünstler, den Naturformen geht er systematisch nach. 624 Dias umfasst das "Gartenarchiv", das er über sein großes Gartenprojekt, das "Gebiet", zwischen 1988 und 1999 angelegt hat. In einer "Busstation", die nun in der Innsbrucker Innenstadt steht, werden diese Bilder am Computer abgespielt und in Beziehung zu einem fiktiven Stadtplan gesetzt, der letztlich auf uns selbst hinweist. Außen steht eine Reihe von Wörtern: "Schuh Leber Henne...". Die Sprache dient Weinberger als Verbindungsglied zwischen den Bedeutungsebenen. Neben einen weiteren Borkenkäfergang aus Lehm hat er einen Text von Martin Heidegger gesetzt, darin heißt es: "Das eigentliche Schonen ist etwas Positives und geschieht dann / wenn wir etwas zum voraus in seinem Wesen belassen." Und in zwei Plastikkübeln wachsen pannonische Hartgräser still vor sich hin, während künstliche Wachstumslampen über ihnen leuchten.
23.11.2002 - 12.01.2003
Taxispalais Kunsthalle Tirol
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