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plus ultra: Das Nonplusultra der Kunst

Via Internet dirigierte Jason Rhoades von Los Angeles aus eine Performance in Innsbruck. Nach seinen Anweisungen wurden schaufelweise Erbsen, Fischeier, Styropor und Klebstoff kunstfertig in einem kleinen Raum \"verteilt\". Schon am Vortag hatte Richard Jackson im Kunstraum mittels Malmaschine einen mechanischen Kunstzirkus auf Zeit aufgeführt. So viel Live-Kunstaktion gab es hier noch nie. Die \"Gretel\" im Dirndl, der \"Hansel\" in Jeans und Künstlerkollege Hans Weigand in gelben Gummistiefeln, der eigentlich nur \"Hallo\" zu Jason sagen wollte, aber dann in die Rhoades\sche Inszenierung hineingeraten ist, gaben ihr Bestes. Doch vom impulsiven Aktionismus der guten, alten siebziger Jahre ist nichts übriggeblieben. Die Schau \"Plus Ultra\", die sich das imperialistische Motto Karls V. auf die Fahne geheftet hat und nach \"grenzenloser Extase\" sucht, wie es im Info-Blatt heißt, zeigt tatsächlich die Realität des \"Nonplusultra\", auch in der Kunst. Hans Weigands ausgestelltes Wohn-Ambiente huldigt dem \"Steinzeit-Utopismus\", wie er sagt, für die Vernissage kehrte er zu seinen Wurzeln als Punk-Musiker zurück. Die Texte der Songs, die er der begeisterten Menge vorträgt, stammen von Raymond Pettibon, der mit seinem exzessiven Künstlerleben längst jede Grenze überschritten hat. \"I\ve been stoned for a long time\", heißt es da. Tausende Zeichnungen, von denen einige zu sehen sind, brechen unaufhörlich aus ihm heraus. Der Künstler als genialer Tabubrecher, ein Mythos, den Paul McCarthy in seinem Video \"Painter\" ins Groteske zieht. Dem Kuratorenteam Thomas Feuerstein und Stefan Bidner ist eine Schau von internationalem Niveau gelungen, doch ultimative Grenzgänge sucht man vergeblich. Für Provokation sorgt lediglich die Klanginstallation von Richard Höck und Karin Pernegger vor dem Eingang, die fünfmal am Tag die Aufnahme eines Muezzin per Lautsprecher zum Gebet rufen lässt. Ein akustischer Anschlag auf das \"heilige Land Tirol\", durch den Titel \"Taliban Talent Contest\" aber auch Hinweis auf islamistischen Terror. Für das Künstlerduo\"ein Zeichen gegen religiösen Fundamentalismus und die Polarisierung von Religionsinteressen, die sich durch religionsfremde Ziele orientieren.\"
Mehr Texte von Julia Wallnöfer

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plus ultra
12.10 - 21.12.2002

Kunstraum Innsbruck
6020 Innsbruck, Maria-Theresien Strasse 34
Tel: +43 512 58 4000, Fax: +43 512 58 4000-15
Email: office@kunstraum-innsbruck.at
http://www.kunstraum-innsbruck.at
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 13-18, Do 13-20, Sa 10-15 h
Feiertage geschlossen


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