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Imogen Stidworthy - The Work: Traumatisiertes Material

Beunruhigende Geräusche aus einem Lautsprecher. Daneben ein Würfel aus aufgeschichteten, alten Ziegeln. Dahinter ein 3D-Laserscan von einer Bauruine. Eine Installation, die Raum für Ideen gibt und zugleich alle Sinne anspricht. Die Londoner Künstlerin Imogen Stidworthy versteht es gekonnt, in ihren Arbeiten vielschichtig erlebbare Erfahrungsräume zu schaffen. "By Ours, 53° 27' 46.67'' N, 2° 59' 10.35 W" erzählt vom Abriss eines Hauses in Liverpool, das Teil einer Arbeitersiedlung war. Erinnerungen an eine Zeit, in der sich jeder Arbeiter so ein bescheidenes Eigenheim leisten konnte und in kommunikativer Nachbarschaft lebte. Übrig bleibt "traumatisiertes Material", so Imogen Stidworthy. Die Bauziegel stammen vom Abrisshaus, der Scan zeigt die Lücke, die es hinterlässt, der Ton entstand bei den Abrissarbeiten. Trotz sehr kleinem Budget ist es gelungen, die gefragte Teilnehmerin der Documenta 12 nach Innsbruck zu holen und den Kunstpavillion wiederum international zu positionieren. "Mit viel Arbeitseinsatz", wie Kuratorin Ingeborg Erhart einräumt. Eine Installation ist sogar extra für diesen Ort entstanden. "The Work v.02" erzählt im räumlichen Dialog die Geschichte von Rob und Dave. Beide waren als britische Soldaten im Einsatz und leiden an einer so genannten "posttraumatischen Belastungsstörung". Ein Metallrahmen, daneben eine Fotoplane, die lose an der Wand hängt. Das Bild ist aus dem Rahmen gefallen: Rob, ein kahlgeschorener Mann mit starkem Nacken dreht uns den Rücken zu. Dazu gestammelte Sätze von Dave, verschwommen, vermischt mit Regen. Eine Satellitenschüssel, wie sie vom Militär bei Auslandseinsätzen verwendet wird, sendet die Wortfetzen anscheinend in den Raum. Doch sie ist eigentlich ein stummes Relikt, der Ton wird tatsächlich indirekt über Transducer übertragen. Genauso wie auf eine Spezialfolie samt Glasscheibe am Boden. Zutaten für einen Bombenschutz, der keinen Nutzen mehr hat. Der psychische Schaden ist schon passiert. Was bleibt ist der Klang des Traumas.
Mehr Texte von Julia Wallnöfer

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Imogen Stidworthy - The Work
26.11.2010 - 10.01.2011

Tiroler Künstlerschaft / Kunstpavillon
6020 Innsbruck , Rennweg 8a
Tel: 0043-512-58 11 33, Fax: 0043-512-58 59 71
Email: pavillon@kuenstlerschaft.at
http://www.kuenstlerschaft.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 10.00-12.00, 14.00-18.00; Sa 11.00 -17.00; So und Feiertage geschlossen


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