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Atsuko Tanaka: Grellbunt und stromdurchflutet

Atsuko Tanaka hat es sich nicht nehmen lassen für ihre erste Einzelausstellung in Europa persönlich nach Innsbruck zu kommen. Man kann es sich kaum vorstellen, aber diese kleine, siebzigjährige Dame im blauen Kostüm und breitkrempigen Hut stand noch vor kurzem über eine große Leinwand am Boden gebeugt und malte. Als Mitglied der legendären \"Gutai-Gruppe\" machte sie im Japan der frühen fünfziger Jahre das \"Konkrete\" zur Kunst. Einfache Stoffbahnen etwa, die sie anstelle von Tafelbildern an die Wand hängte. Manchmal schnitt sie hinein, nur um den Eingriff gleich wieder mit einer Naht zu verschließen. Die Tat an sich wurde zum künstlerischen Akt, der Stoff selbst zum Bildinhalt. Atsuko Tanaka nähte auch Kleider, die sie in spektakulären Bühnenshows als lebendes Kunstwerk präsentierte und zwar lange vor der Performance-Kultur der siebziger Jahre. Darin liegt auch der Ursprung ihres bildnerischen Schaffens. Auf ihren Gemälden verewigt sie bis heute grellbunte Glühbirnen und Kabelstränge, die auf die Konzeptzeichnungen für ihr wohl bekanntestes Kunstwerk, das \"Electric Dress\" von 1956, zurückgehen, dem Glanzstück der Ausstellung. \"Ich wollte ein neues Kleid für die Bühne machen\", sagt sie, \"da habe ich eines Tages in einer U-Bahnstation in Tokio diese riesigen Leuchtreklamen gesehen...\" Sie habe sich wie auf einem elektrischen Stuhl gefühlt, als sie dann selbst in diesem stromdurchfluteten Leuchtgebilde steckte, meint sie mit einem schelmischen Lächeln. Nie hat Atsuko Tanaka die Konfrontation mit dem Betrachter gescheut und ihm schon Mitte der fünfziger Jahre eine zehn mal zehn Meter große Stoffplane in grellem Neon-Pink vor die Nase und mitten in die urbane Landschaft gesetzt. Nun wurde diese Arbeit, die wie alle ihre Kunstwerke schlicht \"Work\" heißt, unter freiem Himmel in der Innsbrucker Innenstadt rekonstruiert. So frisch sticht dieses bunte, vom Wind belebte Quadrat ins Auge, als wäre es erst gestern und nicht vor 47 Jahren erdacht worden. Genauso wie Tanakas Installation mit zwölf Klingeln, die unerbittlich vor sich hin gellen. Vielleicht das erste Beispiel von Sound-Art überhaupt. Zu erleben in dieser sensationellen Schau.
Mehr Texte von Julia Wallnöfer

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Atsuko Tanaka
07.09 - 03.11.2002

Taxispalais Kunsthalle Tirol
6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45
Tel: +43 512 594 89 401
Email: info@taxispalais.at
http://www.taxispalais.art
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr


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