Julia Wallnöfer,
Shimabuku Frog`s Sky: Warum Fische am Himmel schwimmen
Wenn sich einige Dutzend erwachsene Menschen mit bunten Papierdrachen bewaffnet auf den Weg machen, um diese voll kindlicher Begeisterung in den Himmel steigen zu lassen, kann es dafür nur zwei Erklärungen geben: Entweder es handelt sich um einen kollektiven Ausbruch von Midlife-Crisis oder aber eine Kunstaktion.
Letzteres war der Fall an einem sonnigen Augustwochenende vor der idyllischen Bergkulisse oberhalb von Schwaz. Der japanische Künstler Shimabuku hatte zum Drachensteig-Happening geladen und zwar mit ganz besonderen Drachen, chinesischen Goldfischen aus Seidenpapier. So wurde der hellblaue Himmel für ein paar Stunden zum Meer der Urzeit, wo die Berge unter Wasser standen und die Fische dort oben schwammen, wo heute Wolken schweben. \"When sky was sea\" nennt Shimabuku diese Aktion bzw. die daraus entstandene Video-Installation, die nun in der Galerie der Stadt Schwaz zu sehen ist.
Für den Japaner ist der Himmel in Tirol ein ganz besonderer, wie er immer wieder betont, auf den Bergen könne man praktisch mitten drin stehen. Deshalb dreht sich bei seiner Ausstellung auch alles um den Himmel und darum, wie er subjektiv erlebt wird. Schaut er etwa aus der Froschperspektive anders aus, als aus der Menschenperspektive? Diese Frage klingt schon im Titel der Schau, \"Frog\
s Sky\", an. In einer Hängematte schwebt der Künstler in schwindelerregender Höhe über dem Vorplatz der Galerie zwischen Balkon und Kirchturm und schaut fragend nach oben. Es ist zwar nur sein künstlicher Doppelgänger, doch ursprünglich wollte er tatsächlich selbst diesen riskanten \"Froschblick\" wagen, \"um eine andere Sicht zu bekommen\", wie er sagt. Shimabukus Kunsteingriffe, dokumentiert auf Videos und Fotos, gehen nahtlos in den Alltag über und verblüffen dennoch, sie kommen hinreißend locker daher, ohne allerdings in Bedeutungslosigkeit abzugleiten. Ein weißer Luftballon mitten im Großstadtdschungel nimmt den Platz der aufgehenden Sonne ein und Kerosinspuren von Flugzeugen werden zu luftigen Kalligraphien, die eine weithin sichtbare, doch unlesbare Botschaft ins Blaue schreiben.
Mehr Texte von Julia Wallnöfer
Shimabuku Frog`s Sky
31.08 - 25.10.2002
Kunstraum Schwaz
6130 Schwaz, Palais Enzenberg, Franz-Josef-Straße 27
Tel: 0043 52 42 73 98 3, Fax: 0043 52 42 66 89 6
Email: office@kunstraum-schwaz.at
http://www.kunstraum-schwaz.at
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12-18, Sa 10-15 h
31.08 - 25.10.2002
Kunstraum Schwaz
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Tel: 0043 52 42 73 98 3, Fax: 0043 52 42 66 89 6
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