Julia Wallnöfer,
Christian Jankowski: Ausstellungen sind schwarze Löcher
Wie schafft man es, die Kommerzialisierung von Kunst zu thematisieren und dabei gleichzeitig einen Werbefilm für seine eigene Kunst zu machen? Christian Jankowski gelingt mit seinem Film "Rosa", dem einzigen Ausstellungsstück, die Quadratur des künstlerischen Kreises. Er benutzt Szenen aus dem Kinofilm "Viktor Vogel - Commercial Man" von Lars Kraume (2001), in dem bildliche Zitate seiner vergangenen Kunstaktionen "Die Jagd" und "Mein Leben als Taube" eingebaut sind und lässt die deutschen Schauspielstars mittels Schnitttechnik seine Ansichten zum Thema "Kunst und Kommerz" direkt in die Kamera sprechen.
"Ich bin grenzenlos", meint Götz George mit dem Blick zum Zuschauer, fast wie der klassische Erzähler bei Shakespeare. Zumindest im Film stößt die Kunst jedoch an handfeste Grenzen, wenn etwa die Performance-Künstlerin Rosa mit Pfeil und Bogen bewaffnet Jagd auf Milchkartons im Supermarkt macht und schließlich von der Polizei in die Flucht geschlagen wird. Spätestens mit der Einladung zur Biennale von Venedig 1999 wurde in der realen Welt das Video "Die Jagd" von Jankowski als etablierte Kunst definiert - im Film wird daraus der neue Werbespot für ein Auto. Worin besteht der Unterschied? Ist Kunst nicht auch eine Ware wie jede andere und der Künstler, wie seine Produkte, letztendlich käuflich? Steckt nicht in jedem Künstler ein kleiner Viktor Vogel, ein "Commercial Man" der nur allzu schnell seine künstlerische Freiheit dem kommerziellen Erfolg opfert?
"Wenn Kunst zu sehr den Charakter von Kommerz annimmt, verliert sie den Charakter von Kunst. Und dann braucht es neue Kunst", meint Viktor Vogel im Film, "Ausstellungen sind schwarze Löcher, aber es bleibt immer etwas zurück bei Ausstellungseröffnungen". Christian Jankowski spielt ironisch mit der haarscharfen Ähnlichkeit von filmischen und realen Aussagen bzw. Situationen, das macht den Reiz aus. In Schwaz besteht die Ausstellung aus einem einzigen, abgedunkelten "schwarzen Loch" mit einer Filmleinwand. Im Vorzimmer stößt man mit einem Gläschen an auf die Eröffnung von "Rosa" und befindet sich gerade mittendrin im Film.
Mehr Texte von Julia Wallnöfer
Christian Jankowski
29.05 - 08.06.2002
Kunstraum Schwaz
6130 Schwaz, Palais Enzenberg, Franz-Josef-Straße 27
Tel: 0043 52 42 73 98 3, Fax: 0043 52 42 66 89 6
Email: office@kunstraum-schwaz.at
http://www.kunstraum-schwaz.at
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12-18, Sa 10-15 h
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