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Art Düsseldorf: Neustart ist immer

Wie etabliert man in Deutschland eine neue Kunstmesse auf hohem Niveau? In den letzten Jahren war das wegen Corona paradoxerweise gar nicht so schwer. Denn nicht nur die Art Düsseldorf konnte dank der Coronahilfen die Standpreise niedrig halten. Zudem erhielten auch die Galerien zum Teil Unterstützung für Messeteilnahmen. Jetzt muss sich die 2017 gegründete Veranstaltung unter regulären Bedingungen bewähren.

"Ich sehe das immer noch als Neustart nach Corona", bestätigt Beiratsmitglied Thomas Krinzinger aus Wien. "Jeder stellt sich neu auf. Wir als Galerie müssen uns auch überlegen, wie wir uns positionieren." Denn die Welt ist eine andere nach dem weltweiten Lockdown. "Die Idee einer großen globalen Kunstszene existiert ja so nicht mehr, und auch die Entwicklungen in den USA zwingen zum Umdenken" spricht der Galerist, während er und sein Besuch auf Amerikanischen Verhörstühlen sitzt, die Thomas Zipp für seine letzte Ausstellung in der Galerie gesammelt hatte und die jetzt als Messemobiliar dienen.

„Jedes Jahr gilt.“, erklärt Gründer und Direktor Walter M. Gehlen. „Es ist die Aufgabe jeder Kunstmesse, jedes Jahr das Beste zu geben. Die Umsätze müssen für die Galerien stimmen. Aber die große Nagelprobe war, wie die Aussteller reagieren, und es ist Tatsache, dass wir jetzt sogar mehr Galerien haben, die sich für die Messe interessieren.“ Das ist der eine Teil der Wahrheit. Andererseits sind rund ein Drittel Erstteilnehmer, das heißt die Fluktuation ist recht hoch. Über die Hälfte der 105 Aussteller kommt aus Köln, Düsseldorf und Berlin.

Gehlen erklärt das so: „Die Art Düsseldorf hat eine ganz starke Verankerung in der Region.“ Die größere Region verfügt tatsächlich über eine einzigartige Kunstlandschaft und ein erhebliches Einzugsgebiet. Gehlen versucht das zu nutzen: „Wir haben ein ganz tolles VIP-Programm entwickelt, mit dem die Besucher die Bedeutung der Metropolregion Düsseldorf für die Kunstszene erleben können. Das Feedback hat uns gezeigt, dass dieser Mehrwert für Sammler durchaus einen Unterschied macht.“

Nicht besonders glücklich ist allerdings der Termin, da mit der parallel stattfindenden Miart in Mailand und der Art Brussels in zwei Wochen gleich zwei Messen im gleichen Marktsegment stattfinden. Eine Woche später ruft das Gallery Weekend nach Berlin. Inzwischen sei jeder Termin im Jahr mehrfach besetzt, erklärt Gehlen. Fluch und Segen zugleich sei allerdings die Biennale di Venezia, die nächste Woche beginnt. Tatsächlich nutzten einige Topsammler aus Übersee die Gelegenheit für einen Stopover. „Was wir in diesem Jahr sehen werden sind einige gute Gruppen von Sammlern aus Seoul und Japan, das hängt tatsächlich zusammen mit Tokio Gendai. Insofern hilft die Einbindung in die neue Eigentümerstruktur sehr.“ Denn Sandy Angus und Tim Etchells sind seit 2019 Miteigentümer. Sie betreiben einen ganzen Strauß an Kunstmessen, vor allem in Asien.

Die Berliner Galerie Buchmann ist positiv überrascht vom erweiterten Einzugsgebiet, das durchaus bis Hamburg und in die Benelux-Länder reicht. Schon zu Beginn der Messe hat sie eine kleine Skulptur von Tony Cragg für einen sechsstelligen Betrag verkauft. Damit dürfte die Galerie schon im oberen Bereich der Preisspanne liegen. Mit Einstiegspreisen ab dem niedrigen vierstelligen Bereich zielen die meisten Aussteller eher auf den mittelständischen Sammlerhaushalt. Monumentalskulpturen und -installationen wie von Richard Long bei Konrad Fischer oder Andreas Schmitten bei Schönewald (beide aus Düsseldorf) zielen auf institutionelle Besucher ab.

Wer einen konzentrierten Überblick über die deutsche Galerienlandschaft sucht, wird in Düsseldorf fündig, die internationale Beteiligung ist hingegen ausbaufähig. Größer sollte die Art Düsseldorf jedoch nicht werden: „Es ist tatsächlich so, dass wir auf diesem Niveau an diesem Termin nicht wesentlich größer werden können und wollen. Wir wollen mit genau diesem Konzept und dieser Größe in diesen Hallen weiter arbeiten, denn das funktioniert für die Aussteller wie für uns gleichermaßen.“ Ob das stimmt, wird sich spätestens an der Galerienliste im nächsten Jahr ablesen lassen.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Düsseldorf
11 - 14.04.2024

Areal Böhler
40549 Düsseldorf, Areal Böhler
https://www.art-dus.de
Öffnungszeiten: Fr 12-19, Sa, So 11-19 h


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