Werbung

Julia Scher erhält den mit 20.000 Euro dotierten Finkenwerder Kunstpreis 2024

Die US-amerika­nische Künstlerin Julia Scher erhält am 30. Mai den mit 20.000 Euro dotierten Finkenwerder Kunstpreis und steht fortan in einer Reihe so namhafter Persönlichkeiten wie Georges Adéagbo, Renée Green, Candida Höfer oder Daniel Richter. Mit dem Finkenwerder Förderpreis der HFBK Hamburg in Höhe von 10.000 Euro wird Anna Stüdeli ausgezeichnet, die an der HFBK Hamburg Bildhauerei studiert hat. Zur Preisvergabe präsentieren sich beide Künstlerinnen in Soloshows im ICAT.

Hauptpreis für Julia Scher
In ihrer ersten Einzelausstellung in Hamburg macht die in Köln lebende Künstlerin Julia Scher (*1954) den Kern ihres jahrzehntelangen Schaffens erlebbar und aktualisiert ihn zugleich: Als Pionierin hat sie sich bereits seit den 1980er Jahren in Skulpturen, (Video-)Installationen, Netzkunst und Performances nahezu prophetisch mit Überwachungs- und Sicherheitstechnologie im öffentlichen Raum, mit computergenerierter Text- und Bildproduktion sowie mit Datenkontrolle und den damit einhergehenden Fragen beschäftigt. Dabei erinnert die Ästhetik dieser mittlerweile veralteten Technologie mit ihren klobigen Monitoren und Kameras, verpixelten Bildern und Verkabelungen daran, wie sehr wir uns mittlerweile an die unsichtbar gewordene Datenübertragung gewöhnt haben.

Inspiriert von Donna Haraways bahnbrechender Essaysammlung Simians, Cyborgs, and Women: The Reinvention of Nature untersucht Julia Scher in dieser Ausstellung mittels bestehender und neuer Werkgruppen auf fast poetische Weise heutige Überwachungstechnologie. Eine Videoüberwachungsanlage und überdimensionierte Marmoreulen halten dem Publikum den Spiegel vor. Wie wollen wir uns mit Rückblick auf überholte Technologie künftig in einer durchdigitalisierten Welt verhalten? Kann die neue Technologie nutzbringend sein? Fragen, die im Umgang mit Kryptowährung oder künstlicher Intelligenz wieder hoch aktuell sind. Auch in ihrem neuen animierten Video bedient sich Julia Scher der eulenartigen Kreatur, die paradigmatisch für das zweckgebundene beobachtende Sehen steht – dem des weisen und wachsamen Raubvogels.

Förderpreis für Anna Stüdeli
Die Schweizer Künstlerin Anna Stüdeli (*1990), die in Hamburg ihren Lebensmittelpunkt hat, zeigt eine Reihe neuer Wandarbeiten und Skulpturen in ihrer ersten institutionellen Soloshow in Deutschland. Ursprünglich aus der Fotografie kommend, beschäftigte sich Anna Stüdeli während ihres Masterstudiums an der HFBK mit Bildhauerei und erforschte insbesondere das Oberflächenverhalten weicher Materialien wie Latex, Haar, Tierhaut, Modelliermasse oder Schaumstoff. Hautähnliche Oberflächen, Membranen, die ein Innen von einem Außen trennen, und ihre Verletzlichkeit stehen auch in den aktuellen Werken im Vordergrund, bei denen Fotografie sich in mehrfacher Schichtung skulptural ausdehnt.

Für ihre Collagen verarbeitet sie Ultranahaufnahmen von Werbeplakaten im urbanen Raum in analoger Bearbeitung zu neuen Aussagen. Die Suche nach Wirklichkeit hinter den Werbebotschaften entpuppt sich als verpixeltes Etwas auf verleimten Affichenpapier, angebracht auf mit Graffiti, Stickern und Kritzeleien versehenen Plakatträgern und Hausfassaden. Poppige Werbeästhetik wird von Stüdeli auf die Verletzbarkeit der Oberfläche zurückgeworfen als ob sie selber die Grenze zwischen Illusion und Realität einreißen möchte.

Finkenwerder Kunstpreis

Der 1999 vom Kulturkreis Finkenwerder e.V. initiierte Kunstpreis Finkenwerder hat 2022 in Kooperation mit der Hochschule für bildende Künste Hamburg eine Neuausrichtung erfahren: Als neue Partnerin erweitert die HFBK Hamburg den Preis um den Aspekt der künstlerischen Nachwuchsförderung und richtet die Ausstellung der Prämierten im ICAT am Lerchenfeld aus. Neben dem Hauptpreis in Höhe von 20.000 Euro wird nun auch der Finkenwerder Förderpreis der HFBK Hamburg vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und richtet sich an Graduierte der Kunsthochschule. Die Airbus Operations GmbH finanziert die Preise einschließlich Ausstellung und Publikation mit insgesamt 50.000 Euro.

Eine wechselnde Fachjury, eingesetzt durch ein Kuratorium, wählt aus selbst eingebrachten Vorschlägen die bemerkenswertesten aus. Der Jury gehörten dieses Mal Angela Bulloch, Astrid Mania und Pia Stadtbäumer (Professorinnen der HFBK) sowie Jessica McClam (freie Künstlerin) und Tobias Peper (Direktor Harburger Kunstverein) an. Sie sprachen sich einstimmig für Julia Scher als Hauptpreisträgerin und für Anna Stüdeli als Trägerin des Förderpreises aus.

Ausstellungseröffnung mit Preisvergabe: Do, 30. Mai 2024, 18 Uhr

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: