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Die Hundertwassermaschine

Im Pariser Klimaschutzübereinkommen wurde das Ziel festgelegt, die menschengemachte Erderwärmung möglichst auf +1,5 Grad zu begrenzen. Laut Daten des EU-Klimadienstes Copernicus lag der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von Februar 2023 bis Jänner 2024 erstmals durchgehend über diesem Klimaziel.

Als Friedensreich Hundertwasser Anfang des Jahre 2000 verstarb, war Klimaschutz und Ökologie nur in relativ kleinen Kreisen wirklich ein Thema. Der 1928 in Wien geborene Künstler galt als schrulliger Maler, der seine Spiralen und Türmchen gerne als Behübschung kommerzieller Bauprojekte vermarktete. Seitdem erlebte der Verfechter der krummen Linie eine Renaissance und seine Ideen einer nicht auf Ausbeutung des Planeten basierenden Lebensweise werden wieder verstärkt wahrgenommen. Das 1983 bis 1985 erbaute Hundertwasserhaus und sein Museum, das KunstHausWien – eröffnet 1991 – wurden mehr und mehr zum Touristischen Hotspot Wiens. Speziell das KunstHausWien wurde in den Jahren 2014 bis 2022 unter der Leitung von Bettina Leidl nicht nur zum Haus für Fotografie, sondern auch zum ersten, mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichneten Museum.

Seit dem Jahr 2022 leitet Gerlinde Riedl das Haus im dritten Wiener Gemeindebezirk und konnte gemeinsam mit der Wien Holding, dem Besitzer der Immobilie Christian Baha und der Hundertwasser Stiftung in den vergangenen neun Monaten grundlegend sanieren. Mit einem Budget von 3,5 Millionen Euro (ein Teil davon ein rückzahlbares Darlehen der Wien Holding) wurde das Gebäude klimatechnisch auf den neuesten Stand gebracht. Mittels Hydrothermie, also der Nutzung der Wärme des Grundwassers zur Energiegewinnung wird das Haus nun geheizt und gekühlt.

 Die Architektur im Eingangsfoyer um beengende Einbauten erleichtert, der Shop neu ausgestaltet und das Cafe saniert und neuen Pächtern übergeben.

Vor allem aber konnte Riedl in Kooperation mit der Stiftung die Dauerausstellung, die noch von Hundertwasser selbst gestaltet worden war, komplett zu überarbeiten. Rund 170 Werke auf zwei Ebenen zeichnen nun die künstlerische Entwicklung Hundertwassers nach. Die Wände sind meist in Schwaz, Grau einem intensiven Blau gehalten und betonen das Auratische des Werks. Es ist eine vielleicht etwas zu musealisierende Art der Präsentation, die Hundertwassers Ideen hinter die Kunst zurücktreten lässt. Das versucht man aber durch eine intensive Bepflanzung im und am Haus wieder Wettzumachen. Die insgesamt 260 verschiedene Pflanzenarten werden außerdem nicht mit Wiener Hochquellwasser versorgt, sondern über eine Grundwasserzisterne unter dem Gebäude. Auch die Architkturmodelle, Hundertwassers Kompostklo und die (funktionierende) Pflanzenkläranlage lockern die Präsentation auf.

Update am 4. März 2024: Mehr als 12.000 Iteressierte nutzten das Eröffnungswochenende für einen Besuch des Museums. Im Eröffnungsmonat März kann das KunstHausWien noch bei ermäßigtem Eintritt besucht werden und bietet weitere Programmpunkte und Sonder-Aktionen an, bevor am 5. April 2024 die erste Klima Biennale Wien beginnt, die sich im KunstHausWien und 60 weiteren Orten in der Stadt vom 5. April bis 14. Juli mit dem Verhältnis von Mensch, Kunst und Kultur auseinandersetzt. Die Ausstellung „Into the Woods“ beschäftigt sich in Beiträgen von sechzehn zeitgenössischen Künstler:innen mit dem Ökosystem Wald. (bis 11. August) Ab September sind dann Ausstellungen der in Südkorea geborenen Anne Duk Hee Jordan und der britischen Künstlerin Emma Talbot geplant.

⤇ www.kunsthauswien.com

Mehr Texte von Werner Remm

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