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Oliver Ressler - Dog Days Bite Back: Zur Zukunft zurückblicken

“Green House” (1994), die erste und chronologisch frühste Arbeit in der aktuellen Ausstellung von Oliver Ressler im Belvedere 21. Kleine grüne Häuser, Acryl auf Aluminium - sie sind minimalistisch im Vergleich zu dem, was einen im Rest der Schau erwarten wird. Den Greenhouse Effect, dreißig Jahre nach Entstehen der Arbeit gibt es ihn immer noch. Ja, viel präsenter ist er, das neongrün der Häuser noch knalliger, als würde Oliver Ressler mit Textmarker hervorheben, dass sich endlich etwas ändern muss.

Die Ausstellung könnte schon wie eine Retrospektive wirken, wäre da nicht da nicht die Allgegenwärtigkeit, dass Resslers Arbeit alles andere als retrospektiv ist: Es geht um das Hier und Jetzt, in dem es zu Handeln gilt, und die Zukunft, wenn nicht gehandelt wird. Es geht um Involviertheit und Intervention. Besonders deutlich wird das in den Dokumentarfilmen, die zu Recht den Großteil der Ausstellung einnehmen. Die Kuratorin Luisa Ziaja gibt den Bewegtbildern viel Platz. Er ist nötig, um all das eklatante, gesagte, gesehene zu verarbeiten, und noch mehr um sich mit all dem zu beschäftigen, was unter verpixelter Zensur liegt. Platz zwischen den Werken schafft Platz für ein „zwischen den Zeilen“.

Doch es gibt auch Stellen der Ballung: Wie eine Fridays For Future Demonstration auf einer makabren Version einer Pinterest Gallery Wall hängen 18 Fotografien eng aneinander. “Arctic permafrost is less permanent than its name suggests”, “We’re fossils in the making”, “Property Will Cost Us The Earth” - da gibt es nichts zwischen den Zeilen zu lesen. Ein bisschen offensichtlich, vielleicht. Aber weder wir noch die Parolen haben Zeit für schöne Schnörkel um unsere Zukunft. Sie ist, wie Oliver Ressler zeigt, bereits eingetreten.

“Klimazusammenbruch” statt “Klimawandel”, so nennen es Kuratorin und Künstler, und schaut man sich die Ausstellung an, wird die Wahrheit dessen schmerzlich klar.

Manchmal mischen sich dennoch schüchtern Vorschläge unter die Parolen. “Reclaiming Abundance” (2021) verweist auf ein Jahr 2050, in dem der Umbau zu einer CO2-neutralen Gesellschaft gelungen ist. “Green House” von 1994 hat belegt, dass die Botschaften für so eine Zukunft sehr viel expliziter sein müssen, und das sind sie bei Oliver Ressler mittlerweile ohne Frage. Was bleibt, ist eine letzte, ganz evidente Botschaft: Es wird Zeit - damit wir uns hoffentlich in weiteren dreißig Jahren nochmal sprechen können.

Mehr Texte von Veronika Metzger

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Oliver Ressler - Dog Days Bite Back
01.03 - 02.06.2024

Belvedere 21
1030 Wien, Schweizergarten/Arsenal-Straße 1
Tel: +43 1 795 57-0
Email: info@belvedere.at
http://www.belvedere21.at
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h, Mi, Fr bis 21 h


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