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artgenève: Boutiquemesse mit Netflix-Potential

80 Ausstellende machen die artgenève zu einer klassischen Boutiquemesse. Dabei soll es nach Aussage der neuen Direktorin Charlotte Diwan auch bleiben. De facto wurde die Messe im Vergleich zur letzten Ausgabe etwas verkleinert. Im Hauptfeld sind jetzt nur noch 67 Galerien vertreten, 13 Aussteller dürfen lediglich in kleinen Solo-Kojen teilnehmen. Zehn von ihnen stammen aus der Schweiz, aus Paris sind zwei Galerien dabei und aus Köln Berthold Pott. Dafür mussten einige langjährige Teilnehmer weichen, so sind etwa Nosbaum & Reding aus Luxemburg (jetzt auf der Brafa in Brüssel) oder Pablo's Birthday aus New York nicht mehr dabei. Was als Verjüngung oder Frischzellenkur gelesen werden kann, umschreiben andere vielleicht freundlich als Lokalkolorit.

Davon profitiert auf alle Fälle die Galerie Livie aus Zürich, die zum ersten Mal teilnimmt und mit Gemälden von Ralph Bürgin mit Preisen von 5.000 bis 15.000 Franken eine ganze Reihe neuer Kunden aus der Region gewinnen konnte. Ebenfalls ein Erstteilnehmer ist die Wiener Galerie Krobath. Schon in der Vorabkommunikation konnte sie zwei Arbeiten von Julian Opie zu jeweils 20.000 Pfund netto vermitteln, eine davon nach Lausanne. Kamel Mennour aus Paris hat seine Premiere letztes Jahr davon überzeugt, zurückzukehren und auch persönlich anwesend zu sein. Die lokalen Sammler seien sehr zurückhaltend und besuchten nicht unbedingt internationale Messen, meint er.

Konkrete Kunst hat Walter Storms für seine erste Teilnahme aus München mitgebracht, je drei Gemälde von Turi Simeti und Günther Fruhtrunk etwa, aber auch eine mittelgroße Arbeit von Sean Scully, die 630.000 Euro kosten soll. Für den kleinen Geldbeutel bieten sich die kleinen bemalten Blöcke von Cordy Ryman für schmale 500 bis 800 Euro an.

Auch das ist Genf: Die Juwelenschmiede Gübelin beschränkt sich in ihrer abgedunkelten und mit einem Kunstblumenvorhang vom Messetrubel abgeschirmten Stand auf die Präsentation eines diamantfunkelnden Cocktailrings mit einem 12-karätigen Spinell und zweier blumiger Gemälde der Autodidaktin Claudia Limacher, die sich gut über einem entsprechend übergroß dimensionierten Sofa machen würden.

Aufsehen erregten kurz vor der Messe Artikel in der französischsprachigen Presse mit Anschuldigungen gegen den im letzten Jahr geschassten Gründungsdirektor der Messe, die den Eindruck erwecken, als seien sie strategisch platziert worden. Internationale Medien haben die Skandalberichterstattung aufgegriffen. Ganz unbeschadet dürfte aus der Schlammschacht niemand hervorgehen. Aufklärung ist jedenfalls vonnöten. Ob es jemals zu einem Gerichtsprozess kommen wird, scheint angesichts der bisher bekannten sehr vagen Vorwürfe unklar. Die Schmutzkübelkampagne hat hingegen ihre Wirkung nicht verfehlt. Vielleicht entwickelt die Geschichte sogar noch Netflix-Potential.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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artgenève
25 - 28.01.2024

Palexpo
1218 Le Grand-Saconnex, Route François-Peyrot 30
http://www.artgeneve.ch


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