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Andrea Cusumano - Raumdramaturgie: Raum-Zeit-Kontinuum

Seit seiner Eröffnung hat das Nitsch Museum das Werk des 2022 verstorbenen Meisters in unterschiedlichen Aspekten gewürdigt. Nun steht die große Halle erstmals einer anderen Künstlerpersönlichkeit zur Verfügung, wenngleich die Verbindungen zum Werk Hermann Nitschs enger kaum sein könnten.

Andrea Cusumano, geboren 1973 in Palermo, ist vor allem mit dem symphonischen Werk Nitschs eng verbunden, denn bereits 1998 dirigierte er das Orchester des Orgien Mysterien Theaters erstmals anlässlich der Ausstellung zum "6-Tage-Spiel" im Hamburger Bahnhof in Berlin. Von da an fungierte er als Musikdirektor und war an der Realisierung beinahe aller Symphonien und Aufführungen Nitschs beteiligt – bis hin zur Aufführung des "6-Tage-Spiel zweite Fassung" im Nitsch Museum 2022 und 2023. Kennengelernt hatten sich Nitsch und Cusumano 1993 an der Salzburger Sommerakademie, wo Herman Nitsch die Klasse für gestische Malerei leitete, die Cusumano besuchte.

Neben der Zusammenarbeit mit Hermann Nitsch entwickelte Andrea Cusumano ein umfangreiches und bemerkenswert vielfältiges Œuvre, das nun erstmals in Österreich als Retrospektive gezeigt wird. Die Klammer bilden dabei frühe gestische Ölgemälde aus 1993 und die 2023 entstandenen „Neri“, zarte Kompositionen mit Pastell auf schwarzem Grund. Während die materialintensive Malweise der frühen Jahre noch stark an den Bildraum der Leinwand gebunden ist, zeigen die jüngsten Werke eine große Tiefe und naturalistische Anklänge. Zwischen den beiden Serien liegt ein weites Feld an unterschiedlichsten Werkformen, von frühen Installationen über Musik, Inszenierungen an Theatern, Performances, skulpturalen Werken Fotografie und Video bis zu großformatigen Assemblagen.

Schon Hermann Nitsch hatte dem jungen Studenten in Salzburg geraten, die zweidimensionale Leinwand zu verlassen und seine Bildfindung in den dreidimensionalen Raum zu erweitern. Diese Suche führte Cusumano von Wolf Vostell zu Edward Kienholz und zum Theater von Tadeusz Kantor, den er zwar nicht mehr persönlich treffen konnte, dessen Archive er aber in Krakau studierte. Über die Auseinandersetzung in den verschiedenen Kunstformen führten ihn schließlich seine frühen Installationen zum Gesamtkunstwerk und zur Untersuchung der Möglichkeiten zur Konstruktion von Bedeutung durch die Strukturierung von Zeit in einem performativen Raum, seiner Dramaturgie des Raumes.

Die Ausstellung im Nitsch Museum mäandert entlang der Stationen in der Entwicklung des Werks von Andrea Cusumano, gibt aber keine Chronologie vor, was Querbezüge zwischen den Werkphasen zulässt. Der zwischenzeitliche Kulturstadtrat von Palermo (2014 bis 2019), der die Manifesta 12 nach Sizilien holte und das Kulturhauptstadtjahr 2018 managte, präsentiert in Krems einen reichen Fundus originärer Zugänge zu Fragen der menschlichen Existenz und nach dem Tod und seiner Unausweichlichkeit. In seinen Werken setzt Cusumano immer den Kreislauf von Werden und Vergehen in Gang und erforscht in seinen Raum-Zeit-Strukturen nichts weniger als die Unsterblichkeit. So wie schon Hermann Nitsch seine Grundsätze für das erste "6-Tage-Spiel" proklamierte: „der eintritt in die zeit setzt einen anfang. die zeit ist zerteilte ewigkeit...

Mehr Texte von Werner Remm

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Andrea Cusumano - Raumdramaturgie
03.03 - 20.05.2024

Hermann Nitsch Museum
2130 Mistelbach, Museumszentrum Mistelbach, Waldstraße 44-46
Tel: +43 2572 20719
Email: info@nitschmuseum.at
https://www.nitschmuseum.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-17 h


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