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Wolfgang Hollegha 1929 – 2023

Wolfgang Hollegha gehörte zu den wichtigsten abstrakten Malern Österreichs und er hätte wohl zu den bedeutendsten internationalen Künstlern der Abstraktion gehören können, hätten ihn seine Natur- und Heimatliebe nicht zurück nach Österreich gezogen.

Geboren 1929 in Kärnten wuchs er nach dem Tod seiner Eltern bei seiner Tante in der Steiermark auf. Nach der Matura ging Hollegha im Jahr 1947 nach Wien und studierte Malerei in der Meisterklasse des Portrait- und Ladschaftsmalers Josef Dobrowsky und Aktzeichnen bei Herbert Boeckl an der Akademie der bildenden Künste. Schon vor dem Studienabschluss im Jahr 1954 stellte Hollegha im legendären Art Club in Wien aus. Im Jahr 1956 war er Gründungsmitglied der „Malergruppe St. Stephan“ rund um die gleichnamige Galerie von Otto Mauer, gemeinsam mit Josef Mikl, Markus Prachensky und Arnulf Rainer.
Seine Karriere führte ihn schon früh nach New York, wo er 1958 mit dem Guggenheim International Award für Malerei ausgezeichnet wurde. Auf Einladung des Kunstkritikers Clement Greenberg war er Teil einer Ausstellung abstrakter Kunst, gemeinsam mit Künstlern wie Mark Rothko, Kenneth Noland und Morris Louis. Zwei Mal noch waren seine Werke im Solomon R. Guggenheim Museum zu sehen. 1964 nahm er an der dritten Documenta teil. Die Weltkarriere schien schon greifbar, doch an diesem Höhepunkt, zog Hollegha sich gemeinsam mit seiner Frau Edda in die Steiermark in ein altes Bauernhaus zurück, wo er sich ein spektakuläres Atelier mit einem unvergleichlichen Blick in die Natur errichtete.
Die Natur war es auch, die den großen Abstrakten zu seinen Bildern inspirierte. Ausgangspunkt war immer ein Gegenstand: Holzstücke und -haufen, Puppen, Alltagsgegenstände, die er so lange betrachtete und studierte, bis er die dem Gegenstand immanente Bewegung entdeckt und abstrahiert hatte, zuerst zeichnerisch, dann auf seinen oft sehr großformatigen Bildern. "Ich gehe immer von der Natur aus. Sonst wäre das, was ich mache, willkürliches Geschmiere. Wenn man durch den Wald geht, da ist alles ein bisschen schief.  Dieses Organische, Gewachsene, Verwortakelte inspiriert mich. Für mich ist das, was ich sehe, eine Art von Wahrheit. Die geometrische Form ist absolut richtig, aber absolut unvereinbar mit der Verschiedenheit, der Individualität der Menschen. Die Einheit von Kontrasten: Das ist für mich Malerei.", so Hollegha.

Die Werke von Wolfgang Hollegha, die aufgrund seiner speziellen Malweise einen hohen Wiedererkennungswert aufweisen, sind Teil vieler Museums- und wichtiger Privatsammlungen weltweit und sie sind auf beinahe jeder österreichischen Kunstmesse auf unterschiedlichen Messeständen zu finden. „Ich hätte erfolgreicher sein können, wenn ich in New York geblieben wäre und die Kontakte gepflegt hätte", sagte Hollegha ohne Bedauern. Ihm war das Leben und Arbeiten in und über die Natur am steirischen Rechberg lieber, wo er am 2. Dezember in seinem Bauernhaus mit 94 Jahren verstarb.

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Abbildung: Wolfgang Hollegha 2019, Foto: John Sailer

Mehr Texte von Werner Remm

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