Andrea Winklbauer,
Lukullus für`s Auge
Wer seinem Wissen über die österreichische Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wieder ein paar Puzzelstücke hinzufügen möchte, sollte diesen Herbst in die Ausstellungsräume der Kunsthändler Herbert Giese und Harald Schweiger pilgern. Was die beiden Herren auch heuer wieder zusammengetragen haben, ist zum größten Teil fein, manchmal sogar überraschend.
Der Eingangsbereich ist der Malerei des späteren 19. Jahrhunderts vorbehalten. Wer angesichts des an einem klaren Tag gemalten \"Blick auf Heiligenstadt\" von Tina Blau, des frischen, duftigen \"Bauerngarten im Frühling\" von Alfred Zoff oder eines an französische Künstler wie Manet oder Toulouse-Lautrec gemahnenden Damenporträts \"Im Fauteuil\" nicht ins Schwärmen gerät, hat wohl für die Delikatesse dieser Kunst kein echtes Sensorium. Herausragend: ein spätes, fast pointillistisches Aquarell von Rudolf von Alt (\"Gastgarten in St. Agatha bei Goisern\").
Noch schwieriger ist in Zeiten, wo überall nach \"Vorläufern der Moderne\" geforscht wird, die Kunst des Biedermeiers zu vermitteln. Und sei sie noch so qualitätvoll wie die Bilder eines Johann Matthias Ranftl (\"Jäger\") oder eines Franz Steinfeld (\"Motiv vom Wörthersee\"). Etwas leichter haben es Ferdinand Georg Waldmüller (\"Das Ende der Schulstunde\") und Johann Michael Neder (\"Knabe mit Bernhardinerhund\"), der eine ob seines Realismus, der zweite wegen seiner unverhohlenen Neigung zur primitivistischen Vereinfachung, die beide \"modernetauglich\" sind.
Im Obergeschoß wird traditionellerweise Malerei des 20. Jahrhunderts gezeigt. Neben Vielem, das schön ist, fällt hier ein Stilleben mit Blumen von Rudolf Wacker besonders auf. Ohne Zweifel: diese Herbstausstellung ist ein Augenschmaus.
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