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Art Cologne 2017: Kölner Selbstbewusstsein

Das war ein Coup für die Art Cologne: Die ewige Rivalität mit den Hauptstädtern durch Umarmung beendet, der Art Basel und der Art Düsseldorf eine lange Nase gedreht und mit der Art Berlin eine Schwester gezeugt. Jetzt muss die älteste Messe für Zeitgenössische Kunst mit ihrer 51. Ausgabe nur noch beweisen, dass Köln immer noch der maßgebliche Ort ist, an dem Kunst nicht nur auf regionalem Niveau gehandelt wird. Denn hoher Besuch beehrt die Messehalle: Erstmals bemüht sich Larrry Gagosian an den Rhein, nicht er persönlich natürlich - so weit ist es denn nun doch noch nicht - aber immerhin seine Londoner Filiale. Weil man dort weiß, dass man hier mit millionenteurer Glitzerware à la Koons und Hirst hier gar nicht erst ankommen muss und die sechsstellige Lagerware ebenfalls kaum Abnehmer finden dürfte, packt man eben mit Chris Burden raumgreifende Museumsware aus. Die Besucher wird's freuen. Erfreulich ist auch die klarere Gliederung der Bereiche und Sonderformate wie New Contemporaries, Open Space, Nada, Collaborations und wie sie in der jüngeren Vergangenheit nicht alle hießen und die bisweilen lediglich an einem Schildchen an der oberen Kojenkante zu erkennen waren. Die optische Unterscheidung in drei Ebenen und Bereiche hilft bei der Navigation. Im Untergeschoss mit der Klassischen Moderne und der Nachkriegskunst sorgt weißer Teppich für freundliche Gediegenheit. Es fällt allerdings auf, dass die ältere Kunst auf dem Rückzug scheint. Das Hauptfeld der Teilnehmer versammelt sich auf der mittleren Ebene in dezentem Grau, auf der es für den Mittelstand langsam eng wird. Denn vor Gagosian haben schon White Cube, Pearl Lam, Hauser & Wirth, Perrotin und Templon den Weg (zurück) an den Rhein gefunden. Das macht die Messe internationaler aber das Angebot auch erwartbarer. Für die junge Kunst im Obergeschoss bietet der nackte Beton das angemessene Pflaster. Hier soll etwas rauer zugehen. Nach jahrelangen Experimenten mit unterschiedlichen Formaten, die mehr für Verwirrung als Orientierung sorgten, gibt jetzt es den Neumarkt. Der ist architektonisch aus einem Guss und versammelt alles, was irgendwie jung ist, seien es Künstler oder Galerien. Gerade hier wird es spannend, allerdings wäre es für die Galerien ein Wagnis, die Aufnahmefähigkeit des Marktes für Experimentelles auszutesten. Die Eröffnung schien auch gegen Abend nicht überfüllt, eine aufgeregte Jagd nach dem gerade Angesagten ist ohnehin nicht die Sache deutscher Sammler. Von Verkäufen konnte jedoch eigentlich jeder angesprochene Aussteller berichten. In den Gängen schien mehr amerikanisches Englisch gesprochen zu werden als in den Vorjahren. Das könnte daran liegen, dass Art Brussels, Art Cologne und Gallery Weekend Berlin in diesem Jahr alle innerhalb einer Woche zu besuchen sind. Was das für die Art Cologne bedeutet, dürfte sich ab Donnerstag zeigen, wenn die Karawane weiterzieht in die Hauptstadt. Wer bis dahin in Köln nichts gekauft hat, wird sein Geld möglicherweise dort ausgeben.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Art Cologne 2017
26 - 29.04.2017

Art Cologne
50679 Köln, Hallen 4 - 5, Messeplatz 1
Tel: +49-221 821 32 48
Email: artcologne@koelnmesse.de
http://www.artcologne.de
Öffnungszeiten: täglich 12 - 20 Uhr


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