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Markus Krottendorfer - Mountains of Kong: Eine Welt ist nicht genug

Der österreichische Fotograf Markus Krottendorfer zeigt seine jüngsten Arbeiten in den Räumen von Mjriam Charim in der Schleifmühlgasse. Im August 2016 war Krottendorfer auf den Spuren der Expedition des Schotten Mungo Parks in das Innere von Afrika gereist. 1795 bis 1797 hielt sich Parks am Quellgebiet des Nigers, der 300 Kilometer von der Küste des atlantischen Ozeans entfernt entspringt, auf. 1799 erschien Parks Reisebericht – „Travels in the Interior of Africa“ – in dem auch die „Kong-Berge“, ein Gebirgsmassiv am Niger, eingezeichnet waren. Dieses Massiv hatte sein Reisebegleiter James Rennel erfunden und es geisterte als geografische Utopie bis über die Feststellung seiner Nichtexistenz durch Louis-Gustave Binger im Jahr 1888 durch die Fachbücher. Jenes nicht vorhandene Gebirge hat nun Markus Krottendorfer „fotografiert“. Dass ein nicht existentes Gebirge behauptet wird und als Erklärung für den seltsamen Verlauf des Nigers von Europäern gedacht wird, ist an sich ein Kuriosum. Krottendorfer zeigt uns Felsformationen, Palmen, Lavamasse, Sonnen- und Monduntergänge. Teilweise sind die Aufnahmen durch starke Farbfilter verfremdet. Die Landschaften erscheinen wildromantisch, urtümlich und fern von menschlichen Eingriffen. Diese gefakte Essenz von Landschaften offenbart in ihrer Inszenierung den kolonialen Blick ihrer Erfinder und der Reisenden durch Afrika. Da wird ein Territorium behauptet, beansprucht, das es als solches gar nicht gibt. Nachträglich wird es kartografiert, legitimiert und durch Historie tradiert. Krottendorfer inszeniert nun diese Landschaften und unterstreicht damit die koloniale Inbesitznahme. Es sind die europäischen Fantasmen die in dieser überbordenden Schönheit seiner Aufnahmen ihren Ausdruck finden. Der Künstler, der sowohl bei Friedl Kubelka als auch bei Eva Schlegel studierte, hat sich in seinem Werk immer wieder mit verlassenen und prominenten Orten wie den Schluchten am Jangtsekiang beschäftigt. Indem er dorthin reist und vor Ort fotografiert, lebt er die Tradition des reisenden Fotografen und des Reiseschriftstellers. Seine künstlerische Umsetzung ist aber zeitgenössisch. Sie spielt mit den Diskursen des (Post)Kolonialismus, der Ethnografie oder auch mit den gesellschaftlichen Mythen von Trivialliteratur – wie mit dem Film Indiana Jones (Kristalltotenschädel). Markus Krottendorfer ist mit dieser Art der Darstellung ein sehr opulenter, sinnlicher Fotozyklus gelungen, der kollektive und individuelle Geschichten erzählen kann. Die Sinnenfreudigkeit seiner Arbeiten verführt und lädt zu gedanklichen Ausflügen ein.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Markus Krottendorfer - Mountains of Kong
13.01 - 25.02.2017

Charim Schleifmühlgasse
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1
Tel: + 43 1 512 09 15
Email: charim@charimgalerie.at
http://www.charimgalerie.at
Öffnungszeiten: Mittwoch - Freitag: 14 - 18 Uhr, Samstag: 12 - 14 Uhr


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