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Lagerhalle für Kunst: Herzog & de Meuron bauen Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin
Die Aufforderung, ein „Haus für die Kunst des 20. Jahrhunderts“ zu bauen, haben Herzog & de Meuron ziemlich wörtlich genommen. Ihr Siegerentwurf für das stadtplanerisch umstrittene Areal zwischen Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie und dem Ensemble aus Philharmonie und Kammermusiksaal an der Potsdamer Straße sieht ein Bauwerk vor, das auf den ersten Blick eher einer Scheune aus Backstein oder einer Lagerhalle gleicht, als einem repräsentativen Museumsbau.
In ihren Erläuterungen schreiben Herzog & de Meuron von einem HAUS aus Backstein, das sie für die Kunst des 20. Jahrhunderts errichten wollen: „Ist es eine Lagerhalle? Oder eine Scheune? Oder vielleicht eine Bahnhofshalle? Ist es nicht vielmehr ein Tempel mit den exakt gleichen Giebelformen wie die Alte Nationalgalerie von August Stüler? Tatsächlich ist es ein Ort des Lagerns wie eine Lagerhalle, ein Ort der Vorräte und der Nahrung wie ein landwirtschaftlicher Betrieb, ein Ort der Begegnung und der Verbindung wie eine Bahnhofshalle. Und – wie ein Tempel – ist es auch ein Ort der Stille und des Nachdenkens, der Wahrnehmung von Kunst, der Wahrnehmung von sich selbst.“
Der Kritik an dem nicht vorhandenen städtebaulichen Konzept für das Areal durch den Bund Deutscher Architekten Berlin wollen Herzog & de Meuron mit einem Raumkonzept, das in Kreuzform die umgebenden Gebäude miteinander verbindet – und das obwohl ihr Entwurf fast den gesamten vorhandenen Freiraum verbaut. Die Öffnung und Anbindung geschieht durch zwei „Boulevards“ die an ihrem Kreuzungspunkt eine Piazetta zur Präsentation großformatiger Kunstwerke vorsieht. Die Museumräume liegen in vier Quadranten entlang dieser Wege und erscheinen in der Visualisierung offen und durchlässig. Es wird spannend zu sehen, wie dieses Konzept dann im Betrieb mit Cafe, Ticketing und Eintrittsbereichen zu den Ausstellungsräumen wirklich funktionieren wird.
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