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Bread & Butter

Während im Berliner Kunstbetrieb manche ihren Kollegen nicht die Butter aufs Brot gönnen, reicht man in Leipzig quasi sogar noch das Besteck dazu. Zum traditionellen Spinnereirundgang haben die einheimischen Galerien je ein oder zwei Kollegen aus dem Ausland eingeladen, sich in einer Ausstellungshalle auf dem Gelände zu präsentieren. Die Teilnehmerliste dieser Mini-Messe ist illuster. Mit Namen wie Pearl Lam (Hongkong, Schanghai, Singapur) oder Hilario Galguera (Mexiko-Stadt) würden sich wohl auch die Berliner gerne schmücken. Sogar Christine König aus Wien ist dabei, die parallel einen Stand auf der abc hat. Die Spinnerei ist nicht nur wegen des kollegialen Klimas und der kooperativen Arbeitseinstellung attraktiv. Unwiderstehlich für die Auswärtigen dürften nicht zuletzt die Konditionen sein. Die Stände in der wegen ihres Zustandes nicht dauerhaft nutzbaren Halle kosten sie nämlich nichts. Die Eigentümer stellen den Anrainern das Gebäude für temporäre Projekte gratis zur Verfügung, die professionellen Kojenwände zwischen gusseisernen Säulen der Jahrundertwende sind von vorangegangenen Ausstellungen übriggeblieben. Hier hat der Besucher Gelegenheit, weniger bekannte Galerien kennenzulernen. Conradi hat das Pech, mit Vera Munro und Karin Günther zwei Schwergewichte in ihrer Heimat zu haben, die das relativ unbedeutende Hamburg auf den einschlägigen Marktplätzen vertreten. Dabei ist die handrasierte Auslegeware (4.800 Euro) von Balz Isler ebenso sehenswert wie seine Multimedia-Arbeiten (ab 3.900 Euro für Unikate). Die vor 22 Jahren als Artist Space in New Orleans gegründete Jonathan Ferrara Gallery zeigt Post-minimalistische Malerei der über 70-jährigen Margret Evangeline (je 15.000 US-Dollar). Außer an der Volta in Basel nimmt die Galerie an keiner europäischen Messe teil. Die einheimischen Galerien zeigen sich ebenfalls von ihrer guten Seite. Birgit Brenner nutzt den Leipziger Standort der Galerie Eigen + Art für den großen Wurf. Während in einem Raum kleinere Formate ab 4.200 Euro gruppiert sind, nutzt sie musealen Dimensionen des anderen für Materialbilder, die die gesamte Wandfläche als Bildfläche nutzen (68.000 Euro). Bei ASPN läutet Jochen Plogsties eine neue Werkphase ein. Seine vetrackt komponierten Gemälde (alles Hochformate vor farbigen Wänden) versuchen die zeitlosen Eigengesetzlichkeiten der Malerei zu ergründen und lesbar zu machen (2.800 bis 26.000 Euro). Der Laden für Nichts spielt ein wenig mit dem Markt und dem Besucher. Zwölf Arbeiten von zwölf Künstlern hängen in kleinen Holzkoffern an der Wand. zu sehen ist nur der außen angebrachte Preis (501 bis 3.850 Euro). Im Original kann die Werke nur sehen, wer sie auch tatsächlich kauft. Die Kaufentscheidung muss aufgrund von Preis, Künstlername, Titel, Material und Größe gefällt werden. Die neuen Arbeiten von Stephan Balkenhol kommen frisch aus dem Kasseler Atelier in die Galerie Jochen Hempel und finden auch sofort Freunde, die etwa 48.000 Euro für einen mittelkleinen Mann bezahlen. Während die Galerieausstellungen länger laufen, ist Invited nur an diesem Wochenende zu sehen. -- Großer Herbstrundgang, Spinnerei Leipzig 17. & 18. September 2016 www.spinnerei.de
Mehr Texte von Stefan Kobel

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