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François Morellet 1926 - 2016

Der französische Installationskünstler François Morellet ist tot. Er starb in den Vormittagsstunden des 11. Mai begleitet von seiner Frau in seinem Landhaus in Cholet. Er war friedlich eingeschlafen. Am 30. April hatte er noch seinen 90. Geburtstag gefeiert. Morellet hinterlässt ein umfangreiches und vielfältiges Werk, das sich eindimensionalen Zuschreibungen immer konsequent verweigerte. Es reicht von frühen Malereien, die mit ihrem konstruktivistischen Aufbau die Sehgewohnheiten des Betrachters in die Irre führten. Arbeiten die der Op Art ähnlich waren und Anleihen in der konkreten Kunst nahmen, bis hin zu großen Leinwandbildern, die die Kunstgeschichte mit dem Schwarzen Quadrat von Malewitch zitierten. Weiters gab es öffentliche Installationen vor allem in Paris und die zuletzt intensive Auseinandersetzung mit Neonlicht und Neonfarbe, die seit 1963 eine gestaltende Rolle im Werk von Morellet spielten. Seine Arbeiten verlangten vom Betrachter immer eine intellektuelle Partizipation. Ohne (formale) Fragen zu stellen und in der Kunstgeschichte etwas bewandert zu sein, erschlossen sich die Arbeiten nur schwer. Morellet besaß auch eine große Portion Humor, die in seinen Arbeiten zum Ausdruck kam. Mit seiner intellektuellen und sinnlichen Freude am Witz erinnert er ein wenig an den großen alten Herren der österreichischen Konkreten Kunst Heinz Gappmayr. Gappmayr war nur ein Jahr älter als Morellet und starb bereits 2010. In Österreich war François Morellet vor allem von der Galerie Nikolaus Ruzicska vertreten. Noch bis zum 29. Mai sind seine Arbeiten auch im 21er Haus in der Ausstellung „Abstract Loop Austria“ zu sehen – dazu hier die artmagazine Kritik. Er war in allen großen Häusern der Welt zu Hause. Im Museum of Modern Art, im Guggenheim Museum, in der Tate Modern und 2011 mit einer großen Retrospektive im Centre Pompidou in Paris. Seine Gestaltungskraft und künstlerische Unabhängigkeit werden fehlen. Das und sein Werk, das in der Rückschau zwischen Malerei und Skulptur mäanderte und der Minimal Art zugerechnet werden kann, war für viele nachfahrende KünstlerInnen inspirierend und ausschlaggebend.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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