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Anita Leisz: Knochentrocken?

Abstrakte Skulpturen, Wandarbeiten, in der Tradition der Minimal Art vielleicht, zeigt Anita Leisz einmal mehr in der Galerie Meyer Kainer. Überzeugend ist dabei nicht zuletzt die Ernsthaftigkeit und gleichzeitige Leichtigkeit mit der sie sich jedwedes ästhetizistisches Gefallenwollen untersagt. Viel zu sagen braucht man nicht angesichts dieser nicht betitelten Skulpturen aus rechtwinklig und sorgfältig zusammengefügten Gipsfaserplatten. Angesichts ihrer klaren architektonischen Form mit einem unteren offenen Ende erinnern sie zuweilen von ungefähr an minimalistische Telefonhäuschen, aber ebenso vage an künstlerische Objekte von Donald Judd oder an einige von Franz Erhard Walthers „Werksätzen“. Und dann sind da Spuren, etwa Schubabdrücke, auf der eher spröden Materialität dieser Skulpturen von Leisz und solche Spuren unterlaufen dann - wenn man so will: fast schon ein wenig poetisch - doch den ersten Eindruck der präzisen Sterilität. Konzentrierte, scheinbar „knochentrockene“ Realität zeigt sich hier, die beinahe ihre konkrete Selbstverneinung impliziert, die bar jeder symbolischen Aufladung gerade dadurch nach (psychologisierender) Narration zu rufen scheint, nach dem Vergleich mit ihrem Kunstcomic „Den Rest“ etwa, mit dem Leisz Mitte der 1990er Jahre bekannt geworden ist. Aber solche Interpretationsversuche laufen schnell ins Leere, Begriffe wie “Coolness“, „Striktheit“ oder „Melancholie“ sind hier nicht viel mehr als bemühte Worthülsen. Zu schauen lohnt sich, viel zu sagen, wie gesagt, aber ist da nicht. Gleichsam ex negativo aber, und für diesen Blick auf Leisz‘ Werk reicht der Besuch in der Galerie nebenan, wird eine andere Qualität dieser Kunst deutlich. Nebenan nämlich, also in der Galerie Krobath, verramscht Esther Stocker die Ästhetik ihrer einst klar strukturierten Arbeiten, die jetzt im leicht zu handelnden kleineren Format und überaus gefällig daherkommen. Genau diesen Fehler eben macht Anita Leisz nicht, ihre bewusst reduzierte Arbeit konzentriert sich auf das Wesentliche. Und darüber kann man bekanntlich kaum „sinnhaltige“ Aussagen machen.
Mehr Texte von Raimar Stange

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Anita Leisz
09.03 - 16.04.2016

Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h


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