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Marcel Broodthaers: Porträt des Künstlers als Belgier

Neulich zeigten sie im Kunsthaus Zürich eine Ausstellung von Francis Alys. Zusammen mit Santiago Sierra oder Teresa Margolles lebt Alys in Mexico City, und er gilt als einer der ganz Harten. Was es in Zürich zu sehen gab, war allerdings nicht gar so hart: Es war, der Herkunft des Künstlers ganz gemäß, in erster Linie belgisch. Schon Harald Szeemann hatte seinerzeit erklärt, so etwas wie "Austria im Rosennetz" hätte er nur mit den Österreichern machen können, mit seinen Schweizern und eben mit den Belgiern. Marcel Broodthaers, 1924 - 1976, ist der Belgier unter den Vertretern der orthodoxen Conceptual Art. Der Ordnungsdruck eines kleinen Landes, der Non-Konformismus nur als Skurrilität zulässt, paart sich hier mit der ureigenen Problematik der Zweisprachigkeit, und Broodthaers kam ausgerechnet von der Poesie. Eine seiner ersten Arbeiten als jener Künstler, als der er sich ab 1964 verstand, war die Richtigstellung dessen, wie man seinen Namen schreibt. Titel des Werkes: "Faute d`orthographie (Mea Culpa)". Der Zusatz in Klammern kommt nicht von ungefähr. Das Idiosynkratische, Selbstauferlegte, persönlich Zuständige war Broodthaers` Markenzeichen, wenn er sich, wie die konzeptuellen Kollegen auch, an die Analyse des Kunstbetriebs, des Kapitalismus und der Kommunikation machte. Seit einiger Zeit kümmert sich die Kunsthalle Wien um die Veteranen der Gegenwartsproduktion, und nach der schon sehr gelungenen Robert Adrian X-Präsentation ist die Broodthaers-Personale nun der Höhepunkt. Unprätentiös, verteilt allein auf die paar Räume des Erdgeschosses, wird per Filmprojektion abgespult, mit Dias an die Wand geworfen und in Vitrinen angeleuchtet, was ein Oeuvre ausmacht: Die fixen Ideen, der ständig ebenso kritische wie krude Geist, die Vielfalt der Medien und die Einfalt, die die Überzeugung, Neues anzubieten, begleitet. Der Katalog tut ein übriges. Was der Erklärung bedarf wird erklärt, es wird Material geliefert und Hintergrundinformation, wo Broodthaers, der Pictor Doctus, wieder einmal allzuviel voraussetzt, weil er um sich selbst kreist. Der Adler ist gelandet. Die Ausstellung des Jahres ist gefunden.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Marcel Broodthaers
02.07 - 26.10.2003

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


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