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Stefan Sandner - Farben: Mit Köpfchen

Ein gezeichneter Kopf ist auf dem Bild „Ohne Titel“, 2015, scheinbar zu sehen. Das Bild, es ist auch das Motiv des Plakats zur Ausstellung und ist zudem auf dem Cover des Katalogs gedruckt, aber täuscht: nicht um eine Zeichnung handelt es sich hier, sondern um ein Gemälde, ist das mehrfach durchgestrichene Gesicht doch in leuchtend blauen Acrylstrichen auf eine großformatige Leinwand aufgetragen. Stefan Sandner hat sein ursprünglich in schwarz gezeichnetes Motiv in den Tagebüchern des Nirvana Frontmanns Kurt Cobain gefunden und dann sorgfältig in das Medium Malerei übersetzt. Der dabei zudem vorgenommene Wechsel der Farbe und die Vergrößerung der Vorlage stellen gezielte Fragen nach den unterschiedlichen Qualitäten von Zeichnung und Malerei, etwa: Wie „intim“ z. B. ist erstere? Wie plakativ dagegen letztere? Was bedeutet „Autorenschaft“ bei beiden Genres? Mediale Fragestellungen geben in Stefan Sandners Ausstellung „Farben“ also den Ton an, und nicht mehr, wie etwa noch bei seiner Einzelausstellung in der Wiener Secession 2006, der Clash von Kunst und Popkultur. Die gerade beschriebene Arbeit ist dann auch die einzige in der Ausstellung, die auch in diesem Kontext zu lesen ist. Stattdessen ist da z. B. das Diptychon „Ohne Titel“, 2015, zu entdecken, dass, nicht untypisch für Sandners Oeuvre, eine handschriftliche Notation als Ausgangspunkt hat. Eine Liste intransitiver Verben, vom Künstler selbst aufgestellt, steht hier geschrieben, wieder mit Acryl auf weißer Leinwand, wieder wurde das Original stark vergrößert. Das Spektrum der benutzten Farben reicht jetzt von Blau über Rot bis zur Nichtfarbe Schwarz. Entscheidender aber ist der intertextuelle Dialog, der sich in dieser Arbeit ereignet. Sandner bezieht sich nämlich mit seinem Gemälde auf eine Liste transitiver Verben, also Verben die sich auf ein Objekt beziehen, die Richard Serra von 1967 – 1968 verfasst hat und mit der der US-amerikanische Bildhauer über die Möglichkeiten seiner eigenen künstlerischen Arbeit nachdachte. Bei dem Maler Sandner liest sich dann so: „Aussehen Auftauchen Spintisieren Telefonieren Schwelgen Monologisieren Verzweifeln…“ – auch hier also handelt es sich um eine Liste von Tätigkeiten, die durchaus in Bezug zur künstlerischen Tätigkeit stehen. So lapidar, beiläufig vielleicht, die Arbeiten von Stefan Sandner mit ihren Aufzeichnungen flüchtig erscheinender Momente auf den ersten Blick auch daherkommen, auf dem zweiten Blick, und dieses gilt für alle Gemälde der gelungenen Ausstellung, wird die Qualität ihrer inhaltlichen Reflexion deutlich. Anschauen!
Mehr Texte von Raimar Stange

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Stefan Sandner - Farben
13.03 - 19.06.2016

Kunsthalle Krems
3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3
Tel: +43-2732 90 80 10, Fax: +43-2732 90 80 11
Email: office@kunstalle.at
http://www.kunsthalle.at
Öffnungszeiten: Di - So und Mo wenn Feiertag 10-18 Uhr; in den Wintermonaten 10-17 Uh


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