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Bestätigte Befürchtungen und großartige Entdeckungen

Die Satelliten zur Frieze hatten es schon immer schwer, sich im Aufmerksamkeitskampf untereinander und gegen die Muttermesse zu behaupten. Die Old Truman Brewery, immer wieder Austragungsort alternativer Veranstaltungen, sah letztes Jahr das Scheitern der Kinetica, die heuer offiziell eine Auszeit nimmt, aber hoffentlich in der gesehenen Form nie wieder piepen, blinken und winken wird. Dass die sich hartnäckig im selben Gebäude haltende Moniker Art Fair überhaupt in den wenigen Presseberichten erwähnt wird, die sich den Satelliten widmen, dürfte daran liegen, dass nie jemand dort war. Die im Keller einer Universität untergebrachte Sunday Artfair musste sich neu erfinden, nachdem die Frieze im letzten Jahr eine ganze Reihe ihrer Stammaussteller abgeworben hatte. Das ist ihr im zweiten Anlauf augenscheinlich gelungen. Unter der Organisation von Supplement aus London wurde gründlich Kehraus gehalten; die meisten Galerien sind neu dabei. Allerdings ist es nicht für alle eine London-Premiere. So war Barbara Seiler aus Zürich im Vorjahr auf der Frieze vertreten. Das sollte nicht zur Regel werden. Die Liste in Basel hat schon viel von ihrem Reiz verloren, seit sie zum halboffiziellen Rangierbahnhof der Art Basel geworden ist. Der viel kleineren Sunday würde das mit Sicherheit nicht bekommen. Der zehnte Pavillon of Art & Design PAD leidet sichtlich unter der Konkurrenz durch Frieze Masters. Die Bildende Kunst trieft vor Belanglosigkeit. Zu den wenigen Lichtblicken gehört der Stand der Galerie Myoral aus Barcelona, die einen ganzen Schwung von Gemälden und Aquarellen Salvador Dalìs bis in den deutlichen Millionenbereich dabei hat. Der Rest des Angebots in dem komfortablen Zelt am Berkeley Square neigt sich immer mehr der gehobenen Einrichtung zu: Vintage-Design wohin das Auge blickt. Doch auch in diesem Bereich scheinen die Bäume nicht unbedingt in den Himmel zu wachsen. Mit Francois Laffanour und seiner Galerie Downtown aus Paris glänzt einer der bekanntesten und hochpreisigsten Vertreter seiner Zunft durch Abwesenheit. Ein bisschen mehr zeitgenössisches Design außer den zwei Branchenvertretern aus dem Hochpreissegment, etwa mit institutionellen Sonderpräsentationen, könnte der Messe neuen Schwung verleihen. Als interessanteste Begleitveranstaltung erweist sich I:54, die in ihren ersten beiden Ausgaben noch von den meisten belächelt wurde, die überhaupt von ihr gehört hatten. Der Name steht für die 54 Staaten des afrikanischen Kontinents. Schauplatz der Messe ist das beeindruckende Somerset House am Ufer der Themse. Die Bandbreite des Gezeigten ist sehr groß und reicht von der Bestätigung der Befürchtungen über großartige Entdeckungen bis zu etablierten Künstlern, deren Fotografien bis in den mittleren fünfstelligen Bereich gehandelt werden. Inhaltlich dreht sich vieles um Fragen der kulturellen Identität. Es fällt auf, dass die überwältigende Mehrheit der teilnehmenden Galeristen weiß ist. Von den 32 Galerien (plus einiger Institutionen und "Special Projects") stammt knapp die Hälfte aus Afrika. Unter den Ausländern sind prominente Franzosen wie In Situ/Fabienne Leclerc, Lelong und Anne de Villepoix. Das Ganze versprüht den Charme des Unfertigen und des Aufbruchs, wie es für die ersten Satellitenmessen vor rund einem Jahrzehnt so charakteristisch war und was sie so sympathisch machte. www.sundayartfair.com www.pad-fairs.com 1-54.com
Mehr Texte von Stefan Kobel

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