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Richard Rezac - Circum: Geschichtsstunde

Die Berliner Galerie Isabella Bortolozzi eröffnet die Herbstsaison mit einer stilvollen Geschichtsstunde: Der im deutschsprachigen Raum wenig bekannte Bildhauer Richard Rezac zeigt dort unter dem Ausstellungstitel „Circum“ Arbeiten, Skulpturen und ausgewählte Planzeichnungen zu diesen, aus den letzten 25 Jahren. Rezac begann seine Karriere in 1980er Jahren und so ist es wenig verwunderlich, dass sein Werk der späten US-amerikanischen Postmoderne nahesteht. Versatzartige Zitate aus Architektur und Interieur-Design nämlich werden hier zu geometrisch strukturierten Objekten zusammengefügt, die auf den ersten Blick an Formulierungen aus der angewandten, wenn man so will „low culture“ erinnern, dann aber dank ihrer formalistischen und zudem zweckfreien, gleichsam „autonomen“ Organisation der „high culture“ zugerechnet werden können. Ein gutes Bespiel hierfür ist Rezacs Skulptur „Lancaster“, 2004, die sofort an Laufgitter eines Babystalls erinnert. Die Gitter, entweder monochrom hellblau oder orange angestrichen, aber stehen parallel in zwei Reihen vor einer Wand der Galerie. So zäunen sie keinen (Spiel)Raum ein und fungieren eben nicht als Babystall, sondern als künstlerische Skulptur in situ. Die an die Wand angebrachte Arbeit „Untitled (13-06)“, 2013, wiederum spielt mit ihrem geometrischen Stahlrahmen und dem darauf liegenden, gelb bemalten hölzernen Gitter, in dem rote Glasbausteine integriert sind, an modernistisches Interieur-Design an, verfügt aber erneut über keinerlei funktionale Qualität. Hübsch anzuschauen sind diese Skulpturen allemal, was aber leistet diese „Geschichtsstunde“ über postmoderne Ästhetik heute tatsächlich? Die damals auszufechtenden Grabenkriege zwischen High and Low, zwischen reiner Sinnlichkeit und bloßer Funktion, zwischen institutionalisierter Kunst und sich außerhalb dieser Wähnenden sind inzwischen ausgefochten, längst zählt die US-amerikanische Postmoderne zu dem etablierten Kanon von (Galerien)Kunst. Und als solche hat sie zahlreiche jüngere Nachahmer gefunden. Deren Arbeit eine Unoriginalität aufzuzeigen, die fast schon die Qualität eines Plagiats beanspruchen kann, genau dieses zumindest gelingt der Ausstellung.
Mehr Texte von Raimar Stange

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Richard Rezac - Circum
01.09 - 17.10.2015

Galerie Isabella Bortolozzi
10785 Berlin, Schöneberger Ufer 61
Tel: +49 30 263 94 98 5, Fax: +49 30 263 96 53 9
Email: info@bortolozzi.com
http://www.bortolozzi.com
Öffnungszeiten: Nach Vereinbarung


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