
Olga Kronsteiner,
Ein Zwischenbericht zur 2. Auktionswoche
Sitzmöbel-Drang & Kerzenleuchter-Zwang
Sitzmöbel zählten bei der gestrigen Möbelauktion im Dorotheum zu den begehrtesten Stücken - weniger die Mehrfach-Varianten à la Sitzbank sondern singuläre Stühle. Während die ehemals aus dem Besitz von Theodor Strom stammende norddeutsche Biedermeierbank aus der Zeit um 1820 (4000-5000) unbeboten blieb, stiegen die Gebote für zwei Paar besonderer Thonet-Sesseln auf ein Mehrfaches der Erwartungen (je 6000-8000): Die so genannten Bopparder-Furniermöbel wechselten für 17.000 bzw. 30.000 Euro den Be-Sitzer. 12.000 Euro berappte ein Düsseldorfer Sammler nach einem heftigen Bietgefecht gegen Sensal und Telefonkonkurrenten für acht Schinkel-Hocker aus Gusseisen. Das Ergebnis von 358.000 Euro konnte allerdings nicht über die unerwartet niedrige Verkaufsquote von 37 Prozent hinwegtäuschen.
Im Anschluss übergab man der Sparte Silber das Auktionatorenhämmerchen, mit dem für 62 Prozent der Ware Zuschläge erteilt und insgesamt 417.000 Euro eingetrieben wurden. Der höchste Zuschlag des Abends entfiel erwartungsgemäß auf die 4 römischen Prunkgirandolen (um 1850) bei 32.000 Euro via Sensal. Nach England wechselte ein Paar figuraler Kerzenleuchter niederländischer Provenienz mit 24.000 Euro deutlich über den Erwartungen von 7000-9000. Nicht weniger begehrt aber "günstiger" schien Ware heimischer Gold- und Silberschmiede: den Grazer Renaissance-Becher, entstanden um 1600, gab man für 8500 oder drei Prunkjardinieren mit reliefiertem Wappen der Fürsten Dietrichstein aus der Werkstatt J.C. Klinkosch zum Limit für 8000 Euro ab.
Die Auktionswoche des Dorotheums wird wie folgt fortgesetzt:
Klassische Moderne & Zeitgenössische Kunst, Dienstag 20. Mai 2003
Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts, Mittwoch 21. Mai 2003
Ölgemälde und Aquarelle des 19. Jahrhunderts, Donnerstag 22. Mai 2003
Juwelen, Freitag, 23. Mai 2003