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Xu Zhen - Corporate: Harmonie "Made in China"

Xu Zhen gilt seit der Harald Szeemanns Biennale von Venedig 2001 als einer der „kritischsten und virtuosesten“ Künstler einer mittleren Generation in China. Im Kunsthaus Graz läuft derzeit seine für dieses Haus konzipierte Einzelschau Corporate (Firma bzw. Körperschaft). Xu Zhen (geboren 1977) ist nicht bloß nur ein Künstler, er arbeitet gleichsam als Kurator, Kritiker, ist Netzwerker und seit 2009 ist er auch als Unternehmer in Shanghai tätig. Seit 2013 vermarktet seine Firma „MadeIn Company“ (eine Travestie von „Made in China“), die alle seine Werke in Serien produziert auch das Label „Xu Zhen“. Seit dem ist der Künstler eine globale Marke geworden, die westlichen Spirit mit östlicher Kultur geschickt verwebt und damit den vielbeschworenen „Clash of Cultures“ auf das Niveau der Harmonie-und-Versöhnung der Systeme, manchmal humorvoll-spielerisch, manchmal als bitterböse Travestie erhebt. Sein Universalismus, glatt-industrielle Oberflächen und embarras de richesse bringen Xu Zhen in die Nähe von Damian Hirst und Jeff Koons, mit denen er gerne verglichen wird, und die er sogar zu überholen scheint. Die traditionellen Schemata westlicher und chinesischer Zivilisationen stehen im Mittelpunkt Zhens installativer Arbeiten, deren Ausgangsbasis die Normen einer konsumorientierten Weltgesellschaft bilden. Dabei besteht der Künstler gar nicht so sehr auf seine vertraute heimische Identität, vielmehr geht es ihm provokativ um „die Neuschöpfung einer globalen Kultur“ in der Transitionsphase, in der das Schwergewicht der Weltwirtschaft Richtung Pazifistischer Raum wandert. Als Ausstellungsauftakt fungiert die Installation SHanghART Supermarkt (2007-2015) – die Nachbildung eines chinesischen Kleinladens. Hier kann man für nur einen Euro eine leere Verpackung eines global zirkulierenden Produktes z.B. der Firma „Nestlé“ erwerben. Weiter geht es mit wesentlich teureren, nichtsdestotrotz seriell erzeugten Kunstprodukten – Videos, Objekte, Sets und Skulpturen – die jedes Mal als Fünferrreihe wiederholt, quasi „avantgardistisch“ im Raum aufgestellt werden. Die totale Abhängigkeit von Gesetzen des Marktes und die Einflüsse der westlichen Modernität bekommt man in diesem theatralisch inszenierten Kaufhaus-Arrangement von Multiples deutlich zu spüren. Der aus dem Performativen stammende Künstler berührt in seinen skulpturalen Exponaten nach wie vor Themen des Körpers und der Nacktheit. In der Serie „Eternity“ prallen die Kopien einer hellenistischen Aphrodite aus dem Pariser Louvre und des buddhistischen Erleuchtungswesens Bodhisattwa aufeinander. Das „Arrogance“ Set dominiert die übergroße Statue des Meeresgottes Poseidon, auf dessen Schulter eine Vielzahl von gerupften Tauben Platz genommen hat. In dem Set, das eine Art der Duchampschen Box für Sammler darstellt, ist auch ein satirisch transformierter Dollarschein und ein Video „Physique of Consciousness“ zu sehen , das die „weltweit erste kulturelle Fitnessübungen“ demonstriert; eine persiflageartige Mischung aus Tanz, Gymnastik sowie klassischen und religiösen Riten. Angesichts dieser auf den Marktwert herabgesetzten kulturellen Hybridität und repetitiver Kunstwerke, stellt sich die Frage, ob so ein durchgemischtes Konzept, das so unterschiedliche soziale und ideologische Gehalte anspricht und sich aus unterschiedlichen bildlichen Referenzensystemen speist, zu einer universellen Emanzipation globalisierter Symbole weltweit beitragen kann.
Mehr Texte von Goschka Gawlik

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Xu Zhen - Corporate
27.09.2015 - 10.01.2016

Kunsthaus Graz
8020 Graz, Lendkai 1
Tel: +43/316/8017-9200, Fax: +43/316/8017-9800
Email: info@kunsthausgraz.at
http://www.kunsthausgraz.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-20 Uhr


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