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40 + 1 Vierzig Jahre Galerie Heike Curtze: Düsseldorf, Berlin und (fast) immer Wien

Da standen sie nun ganz einig, doch sie konnten auch anders. Februar 1986 hatte eine Zeitschrift dem „Kunst-Wunder von Wien“ ein Heft gewidmet. Fünf Frauen geben sich am Tresen des Lokals Alt Wien ein Stelldichein, das S/W-Foto läuft über eine Doppelseite, an deren unteren Hälfte der Text über jene fünf Galeristinnen berichtet, die im Allgemeinen die Szene prägen und im Besonderen des Heftes auch ganz deutlich von Konkurrenz sprechen. Silvia Steinek und Grita Insam waren von Anfang an in Wien, Ursula Krinzinger war eben im Begriff, ihr Tätigkeitsfeld von Innsbruck nach Wien zu verlagern, Rosemarie Schwarzwälder war aus Basel gekommen und führte erfolgreich die Arbeit der nächst St.Stephan fort und dann war da noch Heike Curtze. Während ihres Studiums der Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte hatte die geborene Deutsche bereits Wiener Luft geschnuppert, hatte 1971 in Köln die Leitung der Wiener Galerie Ariadne übernommen, 1975 in Düsseldorf ihre eigene Galerie gegründet, um schließlich 1978 in Wien in der Grünangerergasse 12 ihre Räume zu eröffnen. Der Ort war bereits einschlägig bekannt, Kurt Kalb hatte 1972 sich dort mit einer Handvoll heute nicht unbekannter Künstler auf das Abenteuer Avantgarde-Galerie eingelassen. Nun feiert Heike Curtze, seit 1980 in der Seilerstätte beheimatet, ihr 40-jähriges Galerie-Jubiläum samt einem Jahr Partnerschaft mit Petra Seiser und hat für diesen Anlass eine feine Auswahl von Werken jener Künstler getroffen, die bereits in den frühen Jahren der Galerie mit ihr zusammengearbeitet haben. Noch bevor es in Richtung Aktionismus gehen sollte, suchten Hermann Nitsch und Günter Brus, einen Weg weg vom Tafelbild zu finden. Nitsch kreist mit „Kleiner Existenzaltar“ aus dem Jahr 1960 um das theatralisch-klerikale, Brus versucht sich mit Bleistift und Tusche auf Transparent- und Silberpapier im Informel, erst nach den Aktionen und der Flucht nach Berlin wird er wieder zum Zeichenstift greifen, auch hierfür gibt es zwei schöne Belege. Arnulf Rainer ist mit fünf Arbeiten am stärksten vertreten. Karl Prantl, Dominik Steiger, Kurt Kocherscheidt und Christan Ludwig Attersee runden die Jubiläumsschau ab. Mit Letzerem hatte die Galeristin seinerzeit ihren Düsseldorfer Einstand gefeiert und überhaupt zeigte sie sich über all die Jahre rührig, Deutsche Sammler für Österreichische Künstler zu begeistern. Kontakte, die sie nach wie vor in der Salzburger Dependance während der Festspielzeit pflegt. Düsseldorf wurde 2001 geschlossen um für knapp ein Jahrzehnt in Berlin Präsenz zu zeigen. Seit einem Jahr weiß Heike Curtze nun Petra Seiser als Partnerin an ihrer Seite. Auffassungsunterschiede sollen vorkommen, nie jedoch bei der Auswahl der Künstler und deren Werke. Was Curtze, allerdings Sorgen bereitet, ist die Entwicklung, die Kunst zum Spekulationsobjekt und Ausstellungen zum Event machen. Auch sie muss von Verkäufen leben, bei der laufenden Ausstellung wird es ihr besonders schwer fallen, sich von den lang gehüteten Schätzten zu trennen und dem Vernehmen nach kommen für die erlesenen Werke nur handverlesene Sammlungen in Frage. Wenn man es vermag, durch die longue durée konsequenter Galeriearbeit Werke zu präsentiert, die längst bereits am Sekundärmarkt reüssieren könnten, zeugt das von einem Verantwortungsbewusstsein gegen über der Künstler und deren Werke, das in diesem Metier eher selten ist.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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40 + 1 Vierzig Jahre Galerie Heike Curtze
30.05 - 03.07.2015

Galerie Heike Curtze
1010 Wien, Seilerstätte 15/16
Tel: +43 1 512 93 75, Fax: +43 1 513 49 43
Email: wien@heikecurtze.com
http://www.heikecurtze.com/
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-17


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