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Renzo Martens / Institute for Human Activities - A Lucky Day: Die Schokoladenseite der Kunst

Sicherlich ein Höhepunkt der Ausstellungen die anlässlich des diesjährigen Gallery Weekends in Berlin eröffnet wurden: Renzo Martens Präsentationen in den KunstWerken und der Galerie KOW. Der Niederländer stellt dank seiner engagierten „Kunst-Entwicklungshilfe-Projekte“ die Polit-Kunst auf die Probe – und autonome Galeriekunst einen Moment lang ins ästhetizistische Abseits. Auf den ersten Blick erinnert die Edition, die Renzo Martens jetzt in der Galerie KOW für 39,99 Euro anbietet, an Schokoladenskulpturen von Dieter Roth aus den 1960er Jahren. Doch diese braunen Köpfe haben rein gar nichts mit dieser Fluxus-Ästhetik zu tun, vielmehr erweisen sie sich schnell als ein aktivistisches Kunstprojekt, das die Grenzen, aber auch die Möglichkeiten von Kunst in ungewohnt konsequenter Weise auslotet. Martens hat nämlich das Institute for Human Activities gegründet, später dann hat sich aus dieser Inititative heraus die Congoles Plantation Workers Art League entwickelt, so etwas wie eine Künstlerkolonie 800 Kilometer entfernt gelegen von Kinshasa. In dieser arbeiten Plantagenarbeiter unter Anleitung professioneller Bildhauer aus Kinshasa künstlerisch und stellen z. B. Skulpturen her. Sieben von diesen gegenständlichen Arbeiten aus Tonerde nun wurden für Martens jetzt in Berlin zu sehendes Projekt eingescannt, die Daten nach Amsterdam gemailt und dort von 3D-Druckern reproduziert – in Schokolade. Der Rohstoff für diese Schokolade kommt aus dem Kongo, der künstlerische Prozess spiegelt also eine typische Produktionsweise im Rahmen der Globalisierung wider und verbessert gleichzeitig die Lebensverhältnisse der Plantagenarbeiter, geht doch der Erlös jeden Verkaufs an diese Arbeiter. Der Kauf von Kunst dient in der Galerie KOW also dezidiert nicht den Spekulationen einiger Gewinner des neoliberalen Kapitalismus, sondern ganz konkret dazu, die überaus prekären Lebensbedingungen der Plantagenarbeiter zu verbessern. In den KunstWerken hat Martens zudem einen Projektraum seines Institutes eingerichtet, der PR-Arbeit für die Künstlerkolonie machen soll. Fotos, Videos und u.a. weitere Schokoladenskulpturen werben hier für die Künstlerkolonie der Kongolesischen Kunstarbeiter. Und sie zeigen, dass Kunst durchaus gesellschaftspolitisch wirksam sein kann. -- Renzo Martens - The Matter of Critique 02.05.2015 bis 07.06.2015 KW Institute for Contemporary Art 10117 Berlin, Auguststraße 69 http://www.kw-berlin.de
Mehr Texte von Raimar Stange

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Renzo Martens / Institute for Human Activities - A Lucky Day
02.05 - 26.07.2015

KOW
10969 Berlin, Lindenstraße 35
Tel: +49 30 311 66 770
Email: gallery@kow-berlin.com
http://kow-berlin.com
Öffnungszeiten: Mi - So 12-18h


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